Donnerstag, 29. September 2016

"Eva und die Apfelfrauen" von Tania Krätschmar


Fünf Freundinnen im Alter von 40 und aufwärts, die in Berlin wohnen, kommen eines Abends darauf, dass sie nicht allein alt werden wollen. Aber Männer haben in ihrem Leben gerade keinen Platz. Aus Spaß und Prosecco entsteht also die Idee, eine Frauen-WG zu gründen, um nicht allein sein zu müssen. Die Freundinnen sind sofort begeistert und setzen mehrere Anzeigen auf. "Hausbesitzer mit Herz und ohne Erbe gesucht! Wir sind: fünf Freundinnen im allerbesten Alter. Wir suchen: ein großes Haus in Berlin, in dem wir gemeinsam älter werden können. Wir haben: viel Enthusiasmus, wenig Geld. Schön wären: Garten, nette Nachbarn."
Das Glück scheint ihnen ungläubiger Weise hold zu sein. Die Damen erben tatsächlich ein Haus mit Garten. Allerdings hat das Ganze mehrere Haken. Das Haus steht nicht in Berlin, sondern in der Mark Brandenburg. Und zusätzlich beinhaltet das Erbe eine rießeige Apfelbaumwiese, um die sich die Freundinnen kümmern sollen. Das Testament der Dame, die ihnen dieses Grundstück vermachte, besagte, dass die fünf Freundinnen mindestens bis zur Apfelernte in diesem Haus leben müssen, um es rechtmäßig zu besitzen. Ansonsten verfällt das Erbe und das Grundstück wird von einem Notar verkauft. Die Freundinnen nehme diese Herausforderung an und denken sich, dass dies eine gute Möglichkeit ist, ihre WG-Idee zu testen. So ziehen die fünf Stadtfrauen kurzerhand aufs Land. Doch hier läuft alles viel komplizierter ab, als gedacht.
Zusammen erleben die Freundinnen also einen Sommer voller Landlust und Landfrust.



Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich begonnen hatte zu lesen, befürchtete ich, dass es eine langweilige Geschichte werden würde, in der fünf ältere Frauen sich ein Leben auf dem Land ermöglichen. Ich dachte an Frauen, die zunächst Probleme hatten, ihre Kühe zu melken, die mit Mäusen nicht klarkommen, die mit der Ernte überfordert wären und am Ende doch die besten Landfrauen wurden und glücklich auf ihrer Veranda sitzen. Aber das Buch entpuppte sich als sehr amüsant. Den fünf Frauen passierten viele Peinlichkeiten, sie mussten sich mit alltäglichen Dingen herumschlagen und sich an das Leben auf dem Land gewöhnen. Ich möchte nicht zu viele Details verraten, deshalb sage ich nur: das Buch erstaunte mich auf angenehme Weise. Ich habe oft geschmunzelt über die Dinge, die die fünf Frauen zustande brachten. Auch fand ich, dass die Geschichte nicht berechenbar war. Ich konnte nicht voraussehen, wie es ausgehen würde oder welche Handlungen als nächstes kamen. Außerdem hat das Buch in mir ein Verlangen nach Äpfeln geweckt, weshalb ich auch kurzerhand einen Apfelkuchen gebacken habe.
"Eva und die Apfelfrauen" ist einfach geschrieben, lebhaft, verständnisvoll und wird nicht langweilig.

"Die Liste der vergessenen Wünsche" von Robin Gold

"Einfach so war einer seiner bevorzugten Gründe, etwas für sie zu tun. Sebastian brauchte keinen besonderen Feiertag, keinen speziellen Anlass für eine nette Geste oder um zu zeigen, wie sehr sie ihm am Herzen lag. Jeder Tag mit ihm war etwas Besonderes, um nicht zu sagen eine Wundertüte, und Clara war weit davon entfernt, das für selbstverständlich zu nehmen. Von wegen Einladung zum Essen am Samstagabend - er überraschte Clara lieber, indem er sie an irgendeinem x-beliebigen Dienstagabend romantisch ausführte. Er brauchte keinen Valentinstag als Anlass für ein Kärtchen mit einer innigen Liebesbotschaft und auch keinen Muttertag, um sie mit einem prächtigen Blumenstrauß zu erfreuen - ungeachtet der Tatsache, dass sie noch gar nicht Mutter war [...] Seine erstaunliche aufmerksame Art war bloß einer der vielen Gründe, warum sich Clara vor mehr als zehn Jahren Hals über Kopf in diesen Mann verliebt hatte."



Clara ist überglücklich mit ihrem Verlobten Sebastian. Die Hochzeit steht schon kurz bevor, als Clara gesagt bekommt, dass Sebastian bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie zieht sich zurück und lässt niemanden mehr an sich ran. Clara geht nicht mehr zur Arbeit, verstößt ihre Freunde und Familie. Nach Monaten besucht sie schließlich doch trotz aller Schmerzen und Qualen ihre Mutter und ihren Bruder. Dort angekommen, wartet in ihrem alten Kinderzimmer ein Paket auf sie. Als Clara es öffnet, findet sie ihre alte Zeitkapsel vor, die sie mit 10 Jahren in der Schule gefüllt hatte. In der Zeitkapsel liegt eine Liste mit Dingen, die sie tun wollte bevor sie 35 wird. Mit dieser Liste sieht Clara eine kleine Chance, wieder zurück ins Leben zu finden und sie beginnt damit, die Punkte abzuarbeiten. 


Meine Meinung zu dem Buch:

Das Buch hat einen hohen Unterhaltungsfaktor und lässt den Leser leicht in die Hauptrolle reinschlüpfen. Ich habe an einigen Stellen weinen müssen, weil ich Claras Schmerz mitfühlen konnte, so gut wurde es geschrieben. Leider hat das Buch ein paar Schwachstellen. Es war so vieles vorauszusehen und das Ende wird dem Leser nach etwas mehr als der Hälfte schon bewusst. Trotzdem liest man es weiter, weil die Handlungen, wie das Ende zustande kommt, interessant gemacht wird.Man mag auch zunächst denken, es ist wohl nicht gerade spannend, wenn sich das Buch nur um die Liste dreht. Hier hat Robin Gold es jedoch wiederum gut geschrieben. Auf welche Art Clara all diese Punkte abarbeitet, gemischt mit ihren Emotionen und Erinnerungen. Hier und da sind ein paar Stellen eingebaut, die anscheinend für etwas Witz in dem Buch sorgen sollen. Mich haben diese Stellen ehrlichgesagt eher gestört. Im Großen und Ganzen finde ich das Buch jedoch gut gelungen und ich werde es sicher einmal wieder lesen. Also trotz der Kritikpunkte kann ich es nur empfehlen.

"Wild Cards - Das Spiel der Spiele" von George R. R. Martin


Wild Cards - Joker, Asse oder Tote. Ein Virus.
Alles beginnt damit, dass sich auf der Erde ein Virus ausbreitet, der Virus der Wild Cards. 90% der Befallenen sterben, 9% werden zu Jokern oder auch Mutanten und 1% hat richtig Glück. Dieser eine Prozent besteht aus den Assen. Die Asse erhalten magische Kräfte und Fähigkeiten und sind damit die Superhelden der Geschichte. Die Joker jedoch markiert oft eine körperliche, äußere Entstellung. Flügel auf dem Rücken, Federn als Haare, ein Körper aus Stahl, Tiermerkmale usw. So erkennt man die Joker. Die Menschheit gewöhnt sich an diese "Kreaturen" unter ihnen. Bald entsteht die Idee, mit den Wild Cards eine Fernsehshow zu produzieren, "America's next Superhero!". Die Kandidaten, Joker und Asse, treten in dieser Show gegeneinander an. Es werden Mannschaften gebildet, die in verschiedenen Disziplinen zeigen müssen, wie gut sie sind und inwiefern ihre Mutation dafür geeignet ist. Ein junger Blogger, John, berichtet stets im Internet vond er Show, welche Kräfte die anderen besitzen und was um ihn herum geschieht. Rivalitäten entstehen, Liebe, Affären, Intrigen. John, der sich "Mr. Hive" nennt, besitzt die Fähigkeit, sich in einen Wespenschwarm zu verwandeln. Bald merkt er, dass an der ganzen Sache etwas faul ist. Denn während sie sich in Amerika vor den Kameras die Blöße geben müssen, passieren in Afrika grausame Dinge, von denen sämtliche Joker und Asse betroffen sind. Schon bald besteht die Welt der Show-Teilnehmer nicht mehr allein aus der Show, denn sie werden andersweit benötigt und müssen in den Krieg ziehen. Doch die Frage ist, sind sie dazu bereit? Sind sie dazu in der Lage? Manche mehr, manche weniger. Eine blutige, lang anhaltende Schlacht steht ihnen bevor.




Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zu lesen begann, assoziierte ich es zunächst mit der Show "Big Brother". Es hatte starke Ähnlichkeit damit. Viele Leute mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten zusammengepfercht in einem Haus. Man konnte sich natürlich schon denken, das das Drama, Zickereien und sonstiges beinhalten würde. Wenig später schwenkte mein Gedanke zu "X-Men". Die Mutationen, die Namen die sie sich geben, lassen einen sehr stark daran denken. Doch es ist wesentlich mehr. Es war von Anfang an spannend mitzuverfolgen, welche Fähigkeiten jeder einzelne hatte, was sie beisteuern konnten, wie sie stets an ihre Grenzen kamen und ihre Fähigkeiten erweitert haben. Die Charaktere waren immer gut beschrieben und man konnte sie sich alle bildlich vorstellen. Die eine schüchtern, die andere eingebildet, der eine ein Großkotz, der andere ein Mann Gottes. Das Buch ist eine gute Mischung aus Fantasy und Science Fiction. In dem Buch werden stets die menschlichen Seiten der Personen beschrieben und die unmenschlichen Bedingungen der Show. Es war nie verwirrend, immer klar und nachvollziehbar, auch wenn in den Kapiteln oft von Charakter zu Charakter geschwenkt wurde. So konnte man einen noch viel besseren Einblick in das Ganze bekommen, was meiner Meinung nach auch besser erzählt wurde als wenn es allein aus der Erzählerperspektive aussenstehend und allgemein berichtet worden wäre. So konnte man genau mitverfolgen, wem es wie erging, wer welche Gedanken, Wünsche und Ängste hatte. Was mir auch auffiel, war, dass das Buch einen kritischen und zynischen Blick auf "Helden" geworfen hat. Was ist eigentlich ein Held? Was macht einen Helden aus? Genügt es, wenn man die Kraft besitzt, alles um sich herum zu zerstören? Oder steckt da wesentlich mehr dahinter? Auf diese Fragen steuert die Geschichte in der Mitte des Buches zu, als die Handlungen nicht mehr allein in Amerika sondern auch in Afrika lagen. Ich könnte hier noch so viel erzählen, würden dann aber spoilern und das möchte ich nicht. Ich möchte euch lediglich empfehlen, das Buch unbedingt einmal zu lesen, da es faszinierend und spannend ist. Von Anfang an. Es wurde wirklich nie langweilig!