Montag, 21. November 2016

"Engel in der Stadt" von Francesca Lia Block

"Dann wollte ich ins Wasser gehen. Ich wollte es so dringend, dass mein Mund brannte, als hätte ich Salz gegessen, und meine Haut prickelte und ich stand auf und lief zum Wasser hinunter. Ich wollte mich den Wellen überlassen und finden, was der Junge sah. Ich wusste, dass es besser war als ich, als mein Leben. Es war etwas Tiefes und Weites und Linderndes und Dunkles und Helles. Es war ohne Schmerz. Es war, als fiele ich in den wogenden, glänzenden Schwarm von Wellen, würde eine von ihnen, würde nichts und alles zugleich. Ich war eine Meerjungfrau. Ich hatte grünes Haar.Ich konnte tiefer tauchen und weiter.
Aber ich hatte zu viel Bier getrunken. Das Wasser war entsetzlich kalt. Und die Wellen waren stärker, als sie aussahen. Ich wusste sofort, dass es zu viel war. Ein Teil von mir reckte sich nach oben wie eine Hand und versuchte Luft zu schnappen, ein anderer Teil sank hinunter wie eine Faust, tauchte tief und tiefer hinab, wurde überspült vom Ozean, der in mich eindrang - ein Liebhaber, in meine Lunge und in mein Herz, und ich war nicht mehr die Tochter eines sterbenden Mannes und eines Engels, der ihn nicht retten konnte, sondern die Tochter des Wassers." 



Los Angeles, die Stadt der Engel. Die unscheinbare Echo steht seit ihrer Geburt im Schatten ihrer engelsgleichen Mutter. Ihr Vater betet Echos Mutter an, hat sie zu seiner Religion gemacht. Echo fühlt sich von der ganzen Welt nicht wahrgenommen. Alles dreht sich nur um ihre Mutter. Diese kann perfekt kochen, fast schon göttlich. In ihrem Garten wachsen Blumen, wie sie es nirgends tun. Echos Mutter ist die Perfektion, eine unbeschreibliche Schönheit mit scheinbar göttlichen, heilenden Kräften. Doch als Echo die Kräfte ihrer Mutter am meisten benötigt, kann diese nichts tun. Echos Vater erkrankt an Krebs und seine Tochter kann ihrer Mutter nicht die nötige Krfat geben, um ihn zu heilen. Verzweifelt stürzt sich Echo in das Glitzerleben Hollywoods. Sie trinkt zu viel, isst zu wenig, tanzt vor anderen Männern und sieht Visionen. Sie lässt sich treiben, treibt von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch. Doch mitten in alldem begegnet sie nach einem Versuch, sich ins Meer zu stürzen um eine Meerjungfrau zu werden, einem jungen Mann. Er hat sie gerettet. Sie weiß sofort, dass sie ihn liebt. Aber er spricht und berührte sie nie. Als sie herausfindet, wieso er dies nie tut,verlässt sie die Stadt und flüchtete nach New York, um dort anderen Dämonen unter den Menschen zu begegnen. Ein ständiges Gewirr von Drogen, Menschen, Liebe, Tod, Gewalt und Lust. Doch Echo weiß, dass sie niemanden jemals so lieben kann, wie ihr Vater ihre Mutter geliebt hat. Außer der schweigsame Junge am Strand.


Meine Meinung zu dem Buch:
Ich weiß nicht, ob ich das Buch hier gut darstellen konnte. Es scheint mir oft unbeschreiblich zu sein. Ich muss außerdem zugeben, dass ich das Buch ungelogen schon über 100 Mal gelesen habe. Vor ungefähr 7 Jahren habe ich es gekauft und damals noch garnicht verstanden. Aber als ich älter wurde und das Buch verstehen konnte, verschlang ich es wieder und wieder. Es ist auf so poetische Weise geschrieben. Dieses Buch ist etwas besonderes. Keine heile Welt. Keine typischen Geschichten. Es ist etwas ganz anderes, wie ich es noch nie gelesen habe. Ja, es geht teilweise um Engel. Aber nur minimal. Das Buch konzentriert sich auf Echo. Auf ihr Leben, ihre Tiefen und Probleme, auf ihre teilweise sehr faszinierenden und poetischen Gedanken. Dieses Buch ist wirklich ganz besonders! Mein absoluter Favorit!

Freitag, 18. November 2016

"Rosenpsychosen" von Anna-Maria Prinz

Am Morgen betrat Pasi als Erste die Küche. Marie lag auf dem Fußboden und starrte an die Decke. Neben ihr standen eine leere und eine halb volle Flasche Pinot Grigio, ein Riedel-Burgunderglas und eine leere Kaffeetasse. Pasi machte auf dem Absatz kehrt und lief zu Martin ins Schlafzimmer, der gerade zum zweiten Mal dem Weckerpiepen ein Ende setzte. "Mama liegt auf dem Fußboden in der Küche und guckt an die Decke. Sie hört Mozart."
"Oje. Requiem?"
"Glaub, ja."
"Okay, ich komme."
Martin schlurfte in die Küche, machte die Musik aus, räumte den Fußboden auf und setzte sich neben Marie. "Kann ich etwas für dich tun, die vielleicht ins Bett helfen?" Sie antwortete nicht. "Hör mal, Schatz, die Kinder wollen jetzt hier frühstücken. Ich fahre gleich mit ihnen los, aber vorher müssen sie etwas essen. Die Gewürze sind prima sortiert. Du kannst jetzt schlafen. Komm."



Wenn sich zwei Frauen mittleren Alters begegnen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, geht man nicht davon aus, dass sie miteinander auskommen. So ist es auch, als Marie und Helene aufeinandertreffen.
Marie musst seit einiger Zeit ohne ihr Vermögen leben, denn ihr Mann Martin (mit dem sie lediglich eine Zweckehe führt) ist bankrott. Von nun an keine Cocktails für 20€ mehr, kein Chanel N°5 und keine teure Kleidung mehr. Auf Grund ihrer Depressionen und Todessehnsüchte kann Marie am Abend nicht ohne mindestens eine Flasche Wein einschlafen und Bücher liest sie stets von hinten nach vorne.
Helene hingegen ist Therapeutin, rasiert sich nie, trinkt nur Tee und ist rein optisch vollkommen anders als Marie. Sie schminkt sich nicht, trägt keine figurbetonten Kleider und keine Schuhe mit Absatz. Helen führt ein eher langweiliges Leben mit ihren beiden Söhnen. Eines Tages entschließt sich Maries Mann, dass seine Frau endlich in Therapie gehen soll. So begegnen sich die beiden Frauen schließlich. Helene bemüht sich zunächst vergebens darum, an Marie heranzukommen, doch diese ist stets nur patzig und lenkt vom Thema ab. Doch langsam, von Sitzung zu Sitzung öffnet sich Marie. Aber auch Helene beginnt, sich gegenüber Marie zu öffnen und die beiden merken, dass sie doch einiges gemeinsam haben. Zum Beispiel einen Ex-Mann, der unter dem Ödipuskomplex leidet und stets ein Kuscheltier im Bett hatte. Zwischen chaotischen Alltagserlebnissen der beiden und unerwarteten Ereignissen entwickeln sich die beiden in die jeweils andere Richtung. Eine Freundschaft der anderen Art entsteht.



Meine Meinung zu dem Buch:
 Als ich das Buch zum ersten Mal las, fand ich es recht seltsam und gewöhnungsbedürftig. Ich möchte behaupten, dass es zu 40% aus innerem Monolog, zu 40% aus Dialog und zu 20% aus Geschehnissbericht besteht. Doch wenn man erst einmal in die Geschichte hineingekommen ist, findet man Interesse daran. Maries stets etwas pubertierendes, oft kindliches Verhalten gegenüber allen ist äußerst interessant. Es ist etwas, dass ich noch nie gelesen habe. Ihre Art scheint besonders zu sein. Manchmal besonders nervig. Ich finde auch den ständig Wechsel zwischen der ruhigen und vernünftigen Helene und der aufbrausenden Marie sehr unterhaltsam. Es ist einem möglich, im Wechsel in die Köpfe der beiden hineinschauen zu können. Ihre Gedanken sind entweder verwirrend, fast dämlich, oder ziemlich intelligent. Das Buch ist wirklich gewöhnungsbedürftig und nicht für jeden geeignet. Es bedarf eine gewisse Anstrengung während des lesens und manchmal muss man Sätze zweimal lesen, um sie zu verstehen. "Rosenpsychosen" ist auf seine anstrengende Art poetisch, tiefgründig, oberflächlich und psychologisch. Alles in allem ein außergewöhnliches Buch. Ob ich es weiterempfehlen würde, kann ich nicht sagen. Ein paar bestimmten Leuten vielleicht, aber nicht im Allgemeinen.Die Autorin hat ihren eigenen Humor, der an einigen Stellen doch äußerst komisch ist und einen schmunzeln lässt. Im Ganzen könnte man sagen, es ist ein Lesespaß voller Gefühle. Marie reißt einen mit ihrer Überschwänglichkeit einfach mit, Helene hält einen gleichzeitig auf dem Boden. Dies ist absolut keine 0-8-15-Lektüre. Kein gewöhnlicher Frauenroman, sondern voller Witz, bissiger Bemerkungen und kein kitschiges Happy End.

Montag, 14. November 2016

"Der wilde Garten" von Barbara Claypole White

Isaac, der in einem ihrer Schattenbeete irgendwelche ekligen Krabbeltiere suchte, richtete sich auf und zog an seiner Schlafanzughose. "Denkst du gerade an Daddy?" "Nein." Ihr Blick folgte einer Dunstschwade, die gen Himmel stieg. "An Enland?" "Erwischt." Verflixt, selbst einem Kind gelang es mühelos, sie zu durchschauen. Zum Glück musste sie nie irgendwelche Geheimnisse bewahren. "Ich habe an den wunderbaren Sommerregen dort gedacht. Und daran, dass es dort keine Schlangen gibt." Isaac zog eine Grimasse, als seien sie gerade in ihrem Truck bei geöffnetem Fenster an einem toten Stinktier vorbeigefahren. "Willst du wieder zurück?" "Wie kommst du denn auf die Idee?" Vermeide eine direkte Antwort, das ist schlau. "Weil du denkst, dass in England alles besser ist." Isaac scharrte mit den Füßen, und das Schuldbewusstsein schnürte ihr die Kehle zu. "Aber ich will hier leben, in unserem Haus. Und zwar für immer." 


 "Die Liebe ist so unberechenbar wie ein wilder Garten"
Als Tilly auf tragische Weise ihren Mann verliert, lebt sie allein mit ihrem 8-jährigen Sohn Isaac weiterhin in North Carolina. Tilly ist leidenschaftliche Gärtnerin und betreibt einen Pflanzenhandel. Sie lebt äußerst zurückgezogen, vermeidet den Kontakt zu Kunden und überlässt dies ihrer Assistentin, die Tilly insgeheim für unfähig hält. Isaac ist der Einzige, für den sie stark sein kann. Sie ist Supermom. Doch wenn Tilly allein ist, bricht sie zusammen. Der Tod ihres Mannes und die daraus entstandenen Schuldgefühle erdrücken sie immernoch.
Eines Tages taucht ein fremder Mann in ihrem Leben auf. James, der insgeheim unter einer Zwangsstörung leidet, möchte mit Hilfe von Tilly einen Garten anlegen und sich so seinen Ängsten stellen. Doch seine Bitte wird abgelehnt, da Tilly nicht als Landschaftsgärtnerin tätig sein möchte. Außerdem benötigte ihre Mutter in England Tilly Pflege, weshalb sie schon bald in ihr geliebtes England zurückkehrt. Doch ihr Besuch in England bringt nicht die erhoffte Flucht von allen Problemen und ein wenig Erholung, sondern weitere Probleme. Tilly begegnet ihrer alten Jugendliebe, ihre Mutter will das Haus ihrer Kindheit verkaufen und dieser seltsame James taucht plötzlich im Garten ihrer Mutter auf. Die Probleme häufen sich und es gilt nun für Tilly, damit umzugehen und diese zu bewältigen.



Meine Meinung zu dem Buch:
 Für mich war es zunächst sehr schwer, in das Buch hineinzufinden. Vom Schreibstil her war es wirklich gut, aber Stellenweise trocken und langweilig. Doch dann kamen wieder Momente, die wirklich bewegend waren und man sich wunderbar in Tillys oder James' Lage hineinversetzen konnte. Ich fand es sehr interessant, das Leben aus der Sicht eines Mannes zu sehen, der unter Zwangsstörungen leidet. Auch aus der Sicht von Tilly war es recht interessant zu verfolgen, wie sie das Leben mit Kind, Arbeit und all den anderen Problemen meistert. Meiner Ansicht nach waren die interessantesten Stellen die, in denen man mitbekam, wie es James erging. Wie er panisch wurde, wenn er nur an Dreck an seinen Händen dachte. Es war wirklich gut beschrieben und verständlich, wie es ihm erging.
Leider habe ich oft gedacht, dass die Autorin unnötige Stellen eingebaut hat, die die ganze Geschichte nur unnötig in die Länge ziehen. Auch gab es leider ein paar Stellen, an denen ich nur dachte "Echt jetzt?". Es kam einem sehr an den Haaren herbeigezogen vor, wie in einer schlechten Soap. Nach dem Motto: hier muss jetzt noch irgendwas passieren. Ja, es waren unerwartete Wendungen, was dem ganzen nochmal einen Schub verpasst hat. Doch konnte ich mich mit diesen Ideen nicht anfreunden. Was ich besonders schön fand, war, dass es fast nie kitschig wurde. Liebe, ja, aber kaum Kitsch. Ich habe das Buch relativ flüssig lesen können, war aber nicht ganz so begeistert davon. Der Schluss war für mich außerdem vorhersehbar und unbefriedigend. Ich hätte ein wenig mehr erwartet. Dennoch möchte ich behaupten, es ist es wert, das Buch einmal gelesen zu haben. Immerhin hat die Autorin es geschafft, die beiden unterschiedlichsten Menschen in eine Geschichte zu packen und sich näher kommen zu lassen. Psychologisch gesehen ist es auch sehr interessant, wie Tilly mit dem Tod ihres Mannes umgeht und wie James mit seiner Zwangsstörung zu kämpfen hat und die beiden irgendwie auf den gleichen Nenner kommen. Der Leidensweg der beiden ist verständlich, lässt den Leser mitfühlen und dann miterleben zu können, wie sich die beiden zusammenraufen und sich ihren Problemen stellen, ist wunderbar zu lesen und sehr interessant.

Freitag, 11. November 2016

"Sieben Monde" von Marcus Sedgwick

Sie erhob sich von ihrem Stuhl und schaute hinaus zur Oktobersonne, die bereits tief über dem westlichen Horizont stand und bald untergehen würde. Sie lief zum Friedhof, setzte sich auf das Grab und wartete auf den Einbruch der Nacht. Während sie wartete, sang sie ein Lied.
"Der Wind, er weht zu Nacht, mein Schatz, ein wenig Regen fällt herab. Ich hatt nur einen wahren Schatz, der liegt in diesem kühlen Grab. Ich tu für meinen wahren Schatz so viel wie eine junge Frau zu tun vermag. An seinem Grabe sitze ich und trauere zwölf Monate und einen Tag. Nach einem Jahr und einem Tag fing der Tote zu sprechen an: Wer sitzt da weinend an meinem Grab, sodass ich nicht schlafen kann? Ich, mein Schatz, sitz hier Stund um Stund und kann nicht schweigen still. Ein Kuss von deinem kalten Mund ist alles, was ich will."
Bei Einbruch der Nacht stand Merle auf und ließ vorsichtig alle Kleider von ihrem Körper gleiten, der dünner war denn je, aber immer noch jung und flink. Sie hob den Krug an den Mund und trank ihn ohne Zögern leer. Der Krug fiel ihr aus den Händen. Sie sank auf das Grab und hielt sich den Hals und den Bauch. 


Zwei Menschen, 7 Leben. Eric und Merle begegnen sich über Jahrhunderte immer wieder in einem anderen Leben, in einem anderen Körper, als eine andere Person. Sie finden stets wie durch Zufall zueinander. Als Bruder und Schwester, als Mutter und Sohn, als Mann und Tochter oder als Paar. Sie spüren in jedem Leben stets diese besondere Verbindung zueinander. Bei jeder neuen Begegnung in einem neuen Leben wissen sie, dass sie sich schon einmal begegnet sind und dass sie zusammengehören. Doch nur in diesem Leben, oder auch in einem anderen? Beide spüren, dass etwas besonderes zwischen ihnen besteht. Etwas magisches, etwas tiefgründiges. Etwas, dass sich über sieben Leben, über sieben Epochen hinweg erstreckt. Doch was ist es, das diese beiden Menschen über den Tod hinaus miteinander verbindet? Was bringt sie in jedem neuen Leben, in jedem neuen Zeitalter immer wieder zusammen? "Ich werde sieben Leben leben. In jedem werde ich nach dir suchen und dich lieben. Wirst du mir folgen?"


Meine Meinung zu dem Buch:
Zunächst wurde ich aus dem Buch nicht schlau. Als ich die erste Geschichte las, dachte ich zunächst, dieses Buch würde sich als eine "normale" Liebesgeschichte entpuppen. Doch den Gedanken nahm ich schnell zurück. Ich merkte bald, dass es um etwas anderes ging. Der Autor schafft es tatsächlich, schon innerhalb der ersten 30 Seiten eine gewisse Spannung aufzubauen. Geheimnisse und seltsame Ereignisse lassen einen aufmerksam weiterlesen. Die Neugier war geweckt. Jede einzelne Epoche war klar voneinander getrennt und sehr gut beschrieben. Man konnte sich sehr leicht in jedes Zeitalter hineinversetzen und von Kapitel zu Kapitel langsam einen Zusammenhang erkennen, was die Verbindung von Merle und Eric betrifft. Doch sicher konnte man nie sein. Was ich nicht gedacht hätte, war die enorme Spannung und das ich mich teilweise sogar ein wenig gegruselt habe. Das hat mir sehr gut gefallen. Dieses Buch ist eine Roman über Liebe auf eine äußerst interessante und faszinierende Weise. Darunter fällt auch der Aspekt, dass Merle und Eric ihre Liebe nicht nur im Sinne eines Paares leben. Die Liebe besteht auch in Form von Mutter und Sohn, Geschwisterliebe und so weiter.
Der Autor hat durch dieses große Geheimnis wunderbar die verschiedenen Epochen miteinander verknüpft. Jede Geschichte hat etwas grausames, wunderschönes, poetisches und blutiges an sich. Die perfekte Mischung, meiner Meinung nach. Was mir zusätzlich noch sehr gut gefallen hat (worauf ich bei guten Büchern immer Wert lege) ist, dass nichts vorhersehbar war.
Insgesamt ist es keine anspruchsvolle Lektüre, die Schrift ist recht groß und die Geschichte breitet sich auf ca 240 Seiten aus. Aber auf diesen wenigen Seiten steckt wirklich guter Lesestoff. Ich persönlich empfehle dieses Buch allen, die mal eine vollkommen neue Art der Liebesgeschichte lesen möchten.



Montag, 7. November 2016

"Wer ICH sagt, muss auch LIEBE DICH sagen." von Anica Schriever

Okay. Ganz ruhig. Tiiiiieeef durchatmen! So schlimm ist es nicht. Wirklich nicht. Ich meine, es hätte durchaus noch peinlicher werden können. Immerhin hat es keine Flügel. O Mann, wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? Ich sehe aus wie ein rosa Sahnebonbon, das in der Sonne glitzert. Und das nicht zu knapp. Ich finde, ich habe gerade verdammte Ähnlichkeit mit Edward aus Twilight. Der hat auch so schön im Sonnenschein gefunkelt. Wenigstens sah es bei ihm genauso lächerlich aus wie bei mir. Ein kleiner Trost. Ganz stolz hatte Gunnar mir heute Morgen mein Kostüm für die Märchenstunde überreicht, das er von einer Bekannten einer Freundin, deren Mutter im Theaterfundus arbeitet, ausleihen durfte. Mir blieb bei dem Anblick dieses bonbonrosafarbenen Alptraums dagegen fast mein Toastbrot im Hals stecken. 


Mia ist fast 30, arbeitet in Berlin bei einem Käseblatt das ihrer Meinung nach kein vernünftiger Mensch lesen will, ist für die Rubrik "Herzblatt" zuständig und wartet darauf, dass ihr Freund ihr endlich einen Heiratsantrag macht. Doch das Schicksal macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Ihr Freund beendet ganz plötzlich die Beziehung und schmeißt Mia aus ihrer gemeinsamen Wohnung. Als wäre das nicht schon deprimierend genug, verliert Mia auch noch ihren Job und muss für einige Zeit auf der Couch ihrer besten Freundin schlafen. Völlig am Boden zerstört beschließt sie, die Gelegenheit zu nutzen und ihren besten Freund Gunnar zu besuchen. Zumal sie die ständigen Ratschläge und Lebensweisheiten ihrer Freundin leid ist. Bei Gunnar angekommen, findet Mia jedoch nicht die erhoffte Ruhe und Entspannung, denn Gunnar erinnert sich noch sehr gut an eine Wette, die sie zu Unizeiten unter Alkoholeinfluss aufgestellt haben. Wäre Mia bis zu ihrem 30. Geburtstag noch nicht verheiratet, dürfe Gunnar für sie einen Mann suchen. Doch der frisch Getrennten steht der Sinn so garnicht nach einem neuen Mann und so muss sie sich mit vielen Strapazen und peinlichen Situationen rumschlagen. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch das erste Mal betrachtet und mich mit dem Klappentext befasst habe, befürchtete ich eine langweilige, banale Liebesgeschichte, in der sich die beiden besten Freunde in einander verlieben. Zum Glück war das nicht der Fall.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt und das sehr umgangssprachlich. Das macht es wesentlich einfach, sich Mias Charakter vorzustellen und sich in sie hineinzuversetzen. Ich habe mich während der meisten Zeit des Lesens doch sehr oft aufgeregt, war angespannt und genervt. Genervt von den Eltern von Mia, genervt von ihren Freunden, die alle ständig meinten, sie könnten über ihren Kopf hinweg alles einfach entscheiden, selbst wenn es für Mia eine Qual wäre. Genauso sehr hat es mich jedoch jedes Mal aufgeregt, dass Mia einfach allem nachgegeben hat. Ich habe mich so oft gefragt, warum sie nicht einfach nein sagen kann, warum sie sich jetzt die Blöße gibt obwohl sie sich allem bewusst ist. Ich habe mir auch oft gedacht, dass ich an ihrer Stelle einfach meine Sachen packen und abhauen würde, wenn ich so eine Familie und solche Freunde hätte. Doch all das spricht absolut für das Buch, auch wenn es nicht so klingen mag. Das zeigt doch, wie gut die Geschichte geschrieben ist, wie sehr man sich in die Protagonistin hineinversetzen kann und wie sehr man in das Geschehen eintauchen kann. Sehr oft geschehen absolut unerwartete Dinge, was ich bei Büchern liebe. Nur eine einzige Sache ist grob voraussehbar, aber man kann sich dabei nie wirklich sicher sein. Dieser Roman ist eine gelungene Liebesgeschichte der völlig anderen Art und lesenswert!

Donnerstag, 3. November 2016

"Happy birthday Leonard Peacock" von Matthew Quick

Mir gefällt der Gedanke, ein Gefangener zu sein, der seine dunkle, feuchte Zelle nur für fünfzehn Minuten am Tag verlassen darf und den Blick in den Himmel daher umso mehr genießt. Und das ist es auch, was ich tue, als der stellvertretende Direktor, Mr Torres, mir auf die Schulter tippt und sagt: "Ich störe Ihre beschauliche Ruhe höchst ungern, Mr Peacock, aber sollten Sie nicht eigentlich im Klassenzimmer sein?" Ich fange an zu lachen, weil sein Verhalten so überheblich ist wie eh und je. Er kann ja auch nicht ahnen, dass ich eine P38 bei mir trage, dass ich ihm durch eine winzige Bewegung meines Zeigefingers jederzeit ins Herz schießen und seinem Leben ein Ende setzen könnte und er deshalb keine Macht über mich hat. "Was ist so lustig?", fragte er. Der Gedanke an die P38 in meinem Rucksack erfüllt mich mit einem Gefühl grenzenloser Macht, also antwortete ich: "Gar nichts. Wollen Sie sich nicht setzen? Es ist so ein wundervoller Tag. Wirklich wundervoll. Sie sehen ziemlich gestresst aus. Vielleicht sollten Sie sich gemeinsam mit mir ein wenig ausruhen. Den Himmel zu betrachten ist sehr entspannend. Das habe ich gelernt, als ich mir die Nachmittagssendungen im Fernsehen angeguckt habe, die eigentlich für Frauen bestimmt sind. Plaudern wir doch ein wenig. Lassen Sie uns versuchen, einander zu verstehen. Was halten Sie davon?"


Leonard wird 18 Jahre alt. Ein besonderer Tag. Doch anders als andere wird er seinen Geburtstag nicht feiern. Er plant etwas anderes. Er möchte an diesem besonderen Tag nicht nur seinen ehemaligen besten Freund umbringen, sondern auch sich selbst. Doppel-Mord-Selbstmord. Doch bevor er diesen Mord ausführt, muss er sich noch von ein paar besonderen Menschen verabschieden. Insgeheim hofft er dabei jedoch, dass jemand, irgendjemand an seinen Geburtstag gedacht hat und ihm gratuliert. Würde dies geschehen, würde er den geplanten Mord vielleicht abbrechen. Jedoch ist Leonard fest davon überzeugt, lieber glücklich zu sterben als so unglücklich zu werden wie all die Erwachsenen. Um sich von den besonderen Menschen in seinem Leben zu verabschieden, hat er für jeden ein Geschenk bei sich. Auch eines für sich. Eine Pistole. Doch die wird er erst dann herausholen, wenn er allen ihr Geschenk überreicht hat. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Ich muss zugeben, dass mich das Buch am Anfang etwas verwirrt hat. Auf fast jeder Seite sind Fußnoten hinzugefügt, in denen Leonard etwas zu seiner Erzählung hinzufügt. Wichtige Hintergrundinformationen, seine Gedanken oder ähnliches, um allles besser zu verstehen. Jedoch habe ich mich schnell damit zurecht gefunden und fand es originell und interessant. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, was es viel einfacher macht, sich in Leonard hineinzuversetzen und ihn verstehen zu können. Er lässt den Leser an seinen teilweise sehr tiefgründigen, philosophischen und absolut interessanten Gedanken teilhaben, was einen selbst oft zum Nachdenken angeregt hat. Matthew Quick behandelt in diesem Roman das Thema Selbstmord mit einer absolut passenden Feinfühligkeit und zeigt die Probleme der Jugend auf, die oft nicht gesehen werden. Um die Handlungen und Gedanken von Leonard besser verstehen zu können, werden immer wieder Erinnerungen eingeblendet, die für den Leser sehr hilfreich sind. Nach und nach erfäht man, durch was der Junge an diesem Punkt angelangt ist und man kann es sogar ein wenig nachvollziehen. Dieses Buch ist absolut bewegend, regt zum Nachdenken an und ist sehr zu empfehlen! In meinen Augen nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene, um die Jugend vielleicht ein wenig besser verstehen zu können.

Sonntag, 30. Oktober 2016

"Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" von Sabine Zett

Anschließend wurde ich Zeugin eines herzlichen Enkel-Oma-Gesprächs, oder sollte ich sagen, Alien-Oma-Gesprächs? Margret stürmte auf Rick zu, der entsetzt zwei Schritte zurückwich.
"Richard!"
"Oma."
"Wie geht's dir?"
"Läuft."
"Isst du genug?"
"Jap."
"Du siehst so dünn aus."
"Nö."
"Richard..."
"Rick! Wann kapierst du das, Oma?"
"Ich würde es bevorzugen, wenn du mich Großmutter nennen könntest. Oma klingt irgendwie so...alt."
"Du bist alt, Oma."
"Richard!"
"Nur Rick. Dann sage ich auch nicht mehr Oma. Deal?"
"Wie bitte?"
"Haben wir einen Deal? Eine Abmachung?"
"Eine Abmachung? Also gut... Haben wir."
"Give me five!"
"Wie bitte?"
"Gibt mir fünf!"
Rick hielt seine Hand zum Abklatschen hin, und meine Schwiegermutter griff in ihre Manteltasche. Sie kramte einen Fünf-Euro-Schein daraus hervor. "Hier. Mehr gibt es auch nicht. Ich finde es ziemlich ungezogen, einfach so Geld zu fordern, aber für deine Erziehung sind deine Eltern verantwortlich, vor allem deine Mutter!" -"Margret, er wollte kein Geld von dir, sondern eure Abmachung durch Abklatschen besiegeln", erklärte ich. Rick grinste und steckte den Geldschein schnell in seine Hosentasche. "Mams hat recht, aber ich sage nicht Nein. Danke, Oma." -"Gern geschehen, Richard." So viel zum Thema Abmachung.



Elisa ist verheiratet, hat einen Sohn, der ein Pubertäts-Alien ist und eine nervtötende Schwiegermutter. Ihr Leben verläuft nicht unbedingt so, wie man es sich wünscht. Sohn Rick taucht nur zum Essen kurz auf, ihren Mann bekommt sie auf Grund seiner Arbeit immer weniger zu Gesicht, die Schwiegermutter liegt ihr ständig in den Ohren und mit ihrem Alter von "thirty something" wird Elisa mittlerweile auf den Straßen oder in Bars kaum mehr beachtet. Um endlich wieder ein wenig Schwung in ihr Leben zu bringen, will Elisa wieder an einer Grundschule unterrichten und mit ihrer besten Freundin ausgehen und zum Blickfang der Männer werden. Letzteres nur um zu sehen, ob sie es noch kann. Doch zu all dem Chaos kommt dazu, dass sich ihr Ehemann Alex in letzter Zeit immer merkwürdiger verhält. Heimliche Telefonate, er verschwindet immer wieder und immer länger im Büro... Elisa muss dem ganzen nachgehen und besucht ihn dort kurzerhand. Doch sie findet ihn lediglich vor, wie er arbeitet. Außer ihm ist nur eine äußerst attracktive, junge Mitarbeiterin im Büro. Anscheinend arbeiten die beiden an einem Projekt, wofür sie plötzlich eine "Dienstreise" nach Paris antreten müssen. Hat Alex etwa tatsächlich eine Affäre? Denn egal, was Elisa versucht, sie scheitert. Es scheint sogar, dass ihr Mann mit aller Kraft versucht zu verhindern, dass sie sein Handy in die Finger bekommt oder mit nach Paris reist. Das kann Elisa nicht auf sich sitzen lassen und sie beschließt, dagegen radikal vorzugehen. 


Meine Meinung zu dem Buch:
 "Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" ist auf schlichte Weise witzig, ergreifend und aufregend.  Man kann sich immer gut in Elisa hineinfühlen, vor allem wenn es darum geht, die nervige Familie ihres Ehemannes ertragen zu müssen. Ich fand es außerdem interessant, mal die andere Perspektive bezüglich der Pubertät betrachten zu können. Wie ist das für die Mutter, wenn der pubertäre Teenager kaum einen Satz über die Lippen bringt, ständig vor dem Pc sitzt und sich nur zum Essen blicken lässt. Zusätzlich ermöglicht der Roman den Einblick in das Leben einer "thirty something"- Jährigen, was für mich auch ziemlich interessant war. Wie ist das, wenn neben einem 20-jährige, schlanke, aufgestylte junge Frauen stehen, denen plötzlich alle hinterhersehen statt einem selber, so wie es früher noch war? Wie ist es mit einer nervigen Schwiegermutter? Wobei ich hier etwas einwenden muss. Als ich den Titel des Buches gelesen habe, dachte ich, die Geschichte basiert hauptsächlich auf dem Leben einer Frau mit einer nervigen Schwiegermutter. Aber irgendwie ist in diesem Roman dann die vermutliche Affäre von Ehemann Alex in den Mittelpunkt gerückt, was mich irritiert hat. Das Buch ist wirklich gut geschrieben, nur meiner Meinung nach nicht mit dem Titel stimmig. Insgesamt ist es ein Buch, bei dem man sich mit der Protagonistin aufregen kann, über ihre peinlichen Handlungen lachen oder den Kopf schütteln kann und das man sehr gut lesen kann.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

"Die Achse meiner Welt" von Dani Atkins

Das Erste, was ich spürte, war mein schmerzender Kopf, der sich geschwollen und wund anfühlte. Als ich ihn ein winziges Stück bewegte, hörte ich ein leises Geräusch, das klang, als würde elastischer Verband über Baumwolle reiben. Ich versuchte, einen Arm zu heben, um der Sache auf den Grund zu gehen, ließ es aber gleich wieder bleiben, weil mich irgendetwas, das in meinem Unterarm steckte, schmerzhaft zurückhielt. Offenbar hing ich an einem Tropf. Ein beharrlicher Piepton, der aus einem Apparat hinter mir drang, verriet mir, dass ich außerdem wohl mit einem Monitor verbunden war. Ich befand mich eindeutig im Krankenhaus, aber warum konnte ich nichts sehen? Ich blinzelte mehrmals. Meine Augenlieder fühlten sich seltsam schwer an, und es blieb weiterhin alles dunkel. Wieso sah ich nichts? Was war geschehen? Eine mächtige Welle der Panik erfasste mich. Warum konnte ich mich nicht erinnern? Was war mit meinem Kopf - mit meinen Augen? Krampfhaft zermarterte ich mir das Gehirn. Bruchstückhaft zogen Einzelheiten vom Vortag an mir vorüber.


Rachel ist jung, hat viele Freunde und steht kurz vor ihrem Traumstudium. Doch an einem Abend, als sie sich noch einmal mit all ihren Freunden trifft, bevor diese in alle Himmelsrichtungen verschwinden, passiert etwas schreckliches. Rachels bester Freund Jimmy stirbt bei dem Versuch, ihr das Leben zu retten. Für Rachel bedeutet das das Ende der Welt. Sie zieht sich von allen zurück, verlässt ihren Freund Matt und lebt fünf Jahre in Trauer. Doch nach diesen fünf Jahren wird ihre Welt ein zweites Mal komplett auf den Kopf gestellt. Eigentlich wollte Rachel lediglich zur Hochzeit ihrer besten Freundin zurückkehren in das Dorf ihrer Kindheit. Dorthin, wo Jimmy starb und begraben liegt. Leider begegnet sie auch Matt, der mittlerweile mit Cathy zusammen ist. Völlig überfordert geht sie an Jimmys Grab und bricht dort schließlich zusammen.
Als Rachel im Krankenhaus wieder erwacht, scheint es, als wäre sie in eine Parallelwelt gesprungen. Denn plötzlich steht Jimmy vor ihr, Matt ist mit ihr verlobt und Rachels Vater hat keinen Krebs. Niemand weiß etwas von dem Unfall, bei dem Jimmy vor fünf Jahren angeblich gestorben sein soll. Rachel weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Amnesie, sagen die Ärzte. Doch sie bleibt dabei, dass ihre Geschichte die Wahre ist. Gemeinsam mit Jimmy versucht sie, dem Ganzen auf den Grund zu gehen und allen zu beweisen, dass sie nicht verrückt ist. Eigentlich sollte Rachel glücklich sein. Sie hat ihren Traumjob, einen reichen Verlobten, ihr bester Freund lebt und ihr Vater ist kerngesund. Doch sie weiß, dass das nicht stimmen kann.



Meine Meinung zu dem Buch:
 "Die Achse meiner Welt" ist ein ungewöhnlicher Roman. Zunächst war ich sehr verwirrt von diesem plötzlichen Lebenswechsel. Ich schätze, ich war nicht weniger irritiert als Rachel selbst. Dieser Roman vermittelt sämtliche Emotionen so gut, als wäre man selbst Teil der Geschichte. Es fällt so unglaublich leicht, sich in Rachel hineinzuversetzen (was natürlich auch an der Erzählung aus der Ich-Perspektive liegt). Man kann während des lesens richtig wütend oder verzweifelt werden, weil sie auf der Stelle tritt, weil alles ganz anders ist als es eigentlich sein sollte. Dieser Roman greift den Interessanten Gedanken auf, den sicher schon einige hatten: "Was würdest du tun, wenn dir das Leben eine zweite Chance geben würde?" Dieser Roman beinhaltet eine wahre Achterbahnfahrt an Gefühlen und Ereignissen. Im einem Moment denkt man noch, was will Rachel eigentlich mehr? Im anderen Moment bedauert man sie schon wieder, weil ihr selbst in ihrer anderen, perfekten Welt noch ziemlich viel Mist passiert.
Ständig erwischt man sich dabei, wie man darüber nachdenkt, welches Leben nur das Wahre ist. Wie kann das alles zustande gekommen sein? Ein Paralleluniversum? Ein Traum? Schicksal oder eine höhere Macht? Man kommt einfach nicht darauf und leidet weiterhin mit Rachel, die hier und da kurz vorm Verzweifeln und Aufgeben ist. Doch Jimmy unterstützt sie immer weiter und als Leser schöpft man selbst neuen Mut. Die Characktere sind sehr mitreißend und authentisch, vor allem eben Rachel und Jimmy. Die beiden kann man sofort ins Herz schließen. "Die Achse meiner Welt" ist verwirrend, irreführend und emotional. Aber es ist nie so, dass man es nicht weiterlesen möchte. Und das Ende... Ich werde es natürlich nicht verraten. Aber eines kann ich euch sagen. Das Ende ist so unerwartet! Ihr könnt es euch garnicht vorstellen. Um ehrlich zu sein, ich habe noch nie bei einem Buch geweint. Aber die letzen Seiten dieses Romans haben mich so sehr weinen lassen wie schon lange nicht mehr.
Atemberaubend, unvorhersehbar, irreführend, spannend, aufregend und auf unkitschige Weise voller Liebe. Dieses Buch kommt unter meine Top 5.

Sonntag, 23. Oktober 2016

"Eine wie Alaska" von John Green

"Du bist niedlich", sagte sie. Ich spürte die Intensität ihrer Augen und sah nervös weg. "Zu schade, dass ich meinen Freund liebe." Ich starrte auf die knotigen Wurzeln der Bäume am Ufer und versuchte, dabei nicht so auszusehen, als hätte sie mich gerade niedlich genannt.
Takumi konnte es anscheinend auch nicht glauben. Er trat auf mich zu, wuschelte mir durchs Haar und begann zu rappen. "Ja, Pummel, der Neue, der ist niedlich/doch Alaska denkt jeden Tag unterschiedlich/nur deshalb ist sie bei Jake so friedlich/ dernn er ist so... verdammt- verdammt. Fast hätte ich vier Reime auf niedlich gehabt. Aber mir ist nur liedlich eingefallen, und das ist nicht mal ein Wort."
Alaska lachte. "Du hast es geschafft, ich bin nicht mehr sauer. Gott, ist Rap sexy. Pummel, wusstest du überhaupt, dass du hier den fettesten MC von ganz Alabama vor dir hast?" "Äh, nein."
"Gib mir einen Beat, Colonel Catastrophe", raunte Takumi, und ich musste lachen bei der Vorstellung, dass ein so uncooler Wicht wie der Colonel einen Rapnamen hatte. [...]
Alaska rauchte ihre Zigarette fertig und warf sie in den Bach. "Wie kannst du nur so verdammt schnell rauchen?", fragte ich. Sie sah mich an und lächelte breit, so breit, dass das Grinsen auf ihrem schmalen Gesicht vielleicht dämlich ausgesehen hätte, wäre da nich das unantastbar vornehme Grün ihrer Augen. Strahlend wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum sagte sie: "Ihr raucht zum Spaß, ich rauche, um zu sterben."



Miles hatte auf seiner Schule nie Freunde und so fällt es ihm leicht, auf das Internat zu wechseln, auf das schon sein Vater ging. Hier, in Culver Creek in Alabama, ändert sich so einiges in seinem Leben. Zunächst wird er von seinen Mitschülern etwas ruppig behandelt (und zur Begrüßung eines Nachts fast im See ertränkt), doch wird schon bald von seinem Mitbewohner, dem Colonel, mit Alaska und Takumi bekannt gemacht. Alaska ist das schönste Mädchen, das Miles je gesehen hat, doch leider ist sie vergeben und sehr eigen. Nach und nach weihen seine neuen Freunde ihn in das Leben, die Regeln und Geschehnisse des Internats ein. Auch, dass es einen ständigen Kampf zwischen den Internatsschülern und den so genannten “Tagestätern”, Schülern aus der Umgebung der Schule, herrscht. Diesbezüglich planen Alaska und der Colonel stets neue Streiche, um den Tagestätern eins auszuwischen. Dabei verstoßen sie des Öfteren gegen die Regeln und riskieren einen Rausschmiss. Miles, der von allen nur noch "Pummel" genannt wird, obwohl er alles andere als pummelig ist, wird in die Streiche, die Streitereien und Regelverstöße mitreingezogen. Er ist so fasziniert von Alaska, die ein einziges großes Geheimnis ist. Mal launisch, mal liebevoll, man weiß nie, woran man gerade bei ihr ist. Miles fühlt sich wohl, hat Spaß, Freunde und lebt sein Leben. Doch plötzlich ändert sich alles und Dunkelheit füllt sein Leben.


Meine Meinung zu dem Buch:
"Eine wir Alaska" gehört zu den Büchern, die man kaum aus der Hand legen kann. Es ist immer spannend gehalten und wird nie langweilig. Die Geschichte ist insgesamt auch sehr interessant aufgebaut. Anhand der Kapitelüberschriften erkennt man, dass die Geschichte rückwärts auf einen Tag zugeht, den Tag Null. Von dort aus wird wieder vorwärts gezählt (von "Einhundertsechsunddreißig Tage vorher" bis "Einhundertsechsunddreißig Tage danach"). Dieses System kündigt einen tiefen, alles verändernden Einschnitt in das Leben von Miles und seinen Freunden an. Allein dies macht die Geschichte wesentlich interessanter. Ansonsten kann man sich leicht mit Miles identifizieren. Er leidet an alltäglichen Problemen wie das Knüpfen und Erhalten von Beziehungen, der erste Alkohol- und Zigarettenkonsum, Regelverstöße, Liebe, Angst, Probleme mit den Lehrern und Mitschülern und so weiter. John Green schafft es, in diesem Buch auf interessante Weise die Fragen aufzubringen, die sich doch viele Jugendliche stellen. Die Frage nach dem Warum, die Suche nach dem Vielleicht, die Frage nach dem Sein, Leben, Leiden, Geheimnisse... Auf poetische, verständliche und vielfältige Weise werden die Leser mit diesen Gedanken konfrontiert. "Eine wie Alaska" ist ein Buch voller Spannung, Spaß, Glücksmomenten, Angst und vielen Gefühlen.
Zurecht ausgezeichnet mit dem Michael L. Printz Award 2006. Nominiert für den Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle 2008 und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2008.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

"Muldental" von Daniela Krien

Im Auto rauchen sie und hören Musik. Mattis trommelt den Takt auf dem Armaturenbrett mit. Anne summt und sieht aus dem Fenster. Sie schwingen sich aufeinander ein. Draußen leichter Schneeregen. Mattis kurbelt das Fenster runter, schnipst die Asche hinaus und kurbelt es gleich wieder hoch. "Wusstest du, dass diese Region die kälteste in ganz Deutschland ist? Mit den wenigsten Sonnenstunden?", fragte er. "Und? Entschuldigt das irgendwas?" Mattis zögert. Er zieht übertrieben stark an seiner Zigarette und bläst den Rauch durch die Nasenlöcher wieder aus. "Nein", sagt er schließlich und biegt in die Einfahrt zum Supermarkt.



In ihrem Buch "Muldental" erzählt die Autorin 10 unterschiedliche, kurze Geschichten über das schwere Leben, die Abgründe und Schmerzen darin sowie von der Wende, (friedlicher) Revolution und Wiedervereinugungen. Daniela Krien schafft es, in diesen Geschichten unschöne Alltagsgeschehnisse mit Inhalten wie Scham, Sucht, Verzweiflung und Schuld zu vereinigen.
Zwischen den einzelnen Geschichten bestehen keine (deutlich erkennbaren) Zusammenhänge. Jeder lebt sein Leben. Nur eine Gemeinsamkeit ist deutlich zu erkennen. Die Protagonisten jeder einzelnen Geschichte sind Menschen aus der ehemaligen DDR und damit "Wendeverlierer" im wiedervereinigten Deutschland der 90er Jahre. Jeder von ihnen hat auf ihrer Suche nach Glück viel Enttäuschung und Leid erfahren.
In diesem Buch begegnet man diversen Menschen. Den beiden alleinerziehenden Müttern Betti und Maren, die irgendwie zusätzlich Geld verdienen müssen und sich darum Freier suchen. Man begegnet Otto, der Alkoholprobleme und Geldprobleme hat. Man begiebt sich mit Ludwig auf die Reise zu seiner schizophrenen Schwester, die er dank der Öffnung gegen Westen nach 28 Jahren endlich wieder sehen kann, welche er vollkommen vernachlässigt in einer bayrischen Psychiatrie wiederfindet. Wie diesen vier Personen begegnet man in diesem Buch noch vielen weiteren Leuten, die oftmals ein mehr oder weniger grausames, qualvolles Leben erlitten haben oder erleiden.



Meine Meinung zu dem Buch:
In diesem Werk werden dem Leser deutlich die unterschiedlichsten, grausamen Gefühle und Situationen aufgezeigt, die viel erleiden mussten. Positive Gefühle wie Liebe oder Freude treten hier nur als sehr kleine Nebenrolle auf. Wenn überhaupt. Die Dinge werden hier auf direktem Weg und auf markante Art zur Sprache gebracht. Dieses Buch ist etwas außergewöhnliches. Daniela Krien zeigt die unbefriedigten Wünsche, zerstörte Träume und die unterschiedlichsten Lebenskriesen auf.  Meiner Meinung nach ein Buch, dass man nicht in einem Stück lesen sollte. Aber ein wunderbares Stück Literatur. Außergewöhnlich. Daniela Krien scheint eine Meisterin der Worte zu sein. Mit nur wenigen Worten lässt sie einen in das Innere eines Menschen blicken und dessen Leid mitfühlen. Jede einzelne Geschichte ist präzise geschrieben, die Wörter scheinen wohlbedacht und bringen es stets genau auf den Punkt.

Sonntag, 16. Oktober 2016

"Weibersommer" von Heike Wanner


Die drei Cousinen Lisa-Marie, Marie-Luise und Anne-Marie können sich oft kaum ausstehen. Wenn sie sich mal treffen, kommt es oft zu Meinungsverschiedenheiten. Sie haben quasi garnichts gemeinsam. Außer dem Namen "Marie", den sie von ihrer geliebten Großmutter erhalten haben. Als unerwartet ihr Lieblingsonkel stirbt und er ihnen seinen Hof hinterlässt, müssen die drei sich zusammentun. Ab hier wird sich das Leben der drei Frauen komplett verändern. Eingeengt in einem kleinen VW Käfer machen sie sich auf den Weg. Auf dem Hof erwartet sie viel Arbeit und ungewohnte, neue Aufgaben. Stöckelschuhe müssen gegen Gummistiefel umgetauscht werden, ein aggressiver Hahn muss bewältigt und die Kuh gemolken werden. Nicht einfach für drei Frauen aus der Stadt. Zwischen Beziehungskriesen untereinander und mit den zuhause gelassenen Partner, Schwierigkeiten bei der zurückgelassenen Arbeit und generellen familiären Problemen müssen die drei Frauen nicht nur den Hof führen, sondern zusätzlich noch ein altes Familiengeheminis lüften, auf das sie zufällig gestoßen sind. Dies wird alles verändern.

Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zu lesen begann, erwartete ich eine langweilige Geschichte vom Leben auf dem Land. Doch die ständigen Zickereien und die verschiedenen Lebensstile der drei Frauen lockert die ganze Geschichte imenz auf. Jede hat ihre Macken und Probleme, die man im Alltag widerfindet. Nervige Familientreffen, Probleme mit dem Ehepartner oder den pubertierenden Söhnen, Erscheinungen der Wechseljahre... Da das Buch so Alltagsbezogen ist, ist es sehr angenehm zu lesen. Man denkt sich nicht dauernd: "Sowas gibt es doch echt nur in Büchern." Man kann sich einfach mit den Personen identifizieren, schämt sich mit ihnen, wenn etwas peinliches passiert. Es ist auch sehr interessant, wie die drei es schaffen, den Hof zu managen und nebenher ihre Probleme zuhause versuchen zu bewältigen. Ich fand das Buch auf irgendeine Art und Weise fesselnd und wollte es garnicht weglegen. Am Ende war zwar ein kleiner Teil, bei dem ich dachte "Muss das sein?". Ich hätte gern etwas anderes erwartet, aber es war nur ein winziger Teil des Buches bzw. des Endes.
Ich kann das Buch wirklich empfehlen!

Donnerstag, 13. Oktober 2016

"Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers


Der junge Schrifsteller Hildegunst von Mythenmetz erbt von seinem Dichtpaten ein makelloses Manuskript, welches sein Leben in dem Moment vollkommen verändert, in dem er es liest. Dieses Manuskript ist das bedeutungsvollste, was der junge Bücherwurm je gelesen hat. Er kann nicht weiter in der Ungewissheit leben, dass niemand weiß, wer dieses unbeschreibliche Manuskript verfasst hat. Kurz um verlässt er seine Heimat und begibt sich in die Stadt Buchhaim. Eine Stadt, von der jeder Buchliebhaber nur träumen kann. "Buchhaim verfügt über fünftausend amtlich registrierte Antiquariate und schätzungsweise tausend halblegale Bücherstuben, in denen neben Büchern alkoholische Getränke, Tabak und berauschende Kräuter und Essenzen angeboten werden, deren Genuß angeblich die Lesefreude und die Konzentration steigerten." Des Weiteren existieren in Buchhaim tausende von Druckereien, Verläge, Buchhandlungen, Optiker und Kaffehäuser, in denen abendliche Dichterlesungen stattfinden. Hildegunst von Mythenmetz stürzt sich sehnsüchtig in all die Bücher und buchvernarrten Wesen um ihn herum. Hier und da versucht er, etwas über den Verfasser des Manuskriptes zu erfahren. Doch die Leute geraten in Panik und jagen ihn fort, sobald er danach fragt. Seltsame Ereignisse geschehen und der junge Schriftsteller gerät immer tiefer und tiefer in ein verwirrendes, dunkles Geheimnis, dass die Stadt der Bücher ausmacht. Mehr als nur einmal begibt er sich in Lebensgefahr und begegnet dem Tod. Einmal in den Klauen dieser buchverrückten Stadt wird der Dichter immer tiefer hineingesogen in ihre labyrinthische Welt, in der Lesen noch eine wirkliche Gefahr ist. Dort, wo rücksichtslose Bücherjäger nach bibliophilen Schätzen gieren, Buchlinge ihren Schabernack treiben und der mysteriöse Schattenkönig herrscht.

Meine Meinung zu dem Buch:
Ich habe das Buch verschlungen! In nur 3 Tagen. Fast 500 Seiten. Ich war völlig begeistert und fasziniert. Zwar ist es zunächst schwer zu begreifen, was das eigentlich für Wesen sind, die in dem Buch auftauchen, aber durch kleine Erklärungen in Fußnoten oder Zeichnungen wird es einem schnell klar. Der Autor schrieb das Buch aus der Ich-Perspektive und ermöglicht so dem Leser, sich in die Hauptfigur, Hildegunst von Mythenmet, hineinzuversetzen und richtig in der Geschichte dabei zu sein. Das Buch beinhaltet äußerst Spannende stellen und wurde für mich keine Sekunde langweilig. Auch die Beschreibungen der verschiedenen Orte waren genial. Es war mir möglich, mir alles bis ins Detail vorzustellen. Man konnte die bedrückende Finsternis und Kälte der dicken Mauern fast fühlen, die alten Bücher riechen und sehen, wenn die Hauptfigur in ein Antiquariat ging. Auch beinhaltet das Buch hier und da kleine Späße, die aber die Geschichte nicht unterbrechen und man einfach schmunzelnd weiterlesen kann. Ich finde, es war alles sehr stimmig, gut geschrieben und Verwirrungen kamen bei mir nicht auf. Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen!

Montag, 10. Oktober 2016

"Das Lavendelzimmer" von Nina George

[...] "Kennen Sie diesen Deutschen, Erich Kästner?" Perdu nickte. Kästner hatte 1936, kurz bevor Europa in schwarzbrauner Düsternis versank, eine Lyrische Hausapotheke aus dem poetischen Arzneischrank seiner Werke herausgegeben. "Der vorliegende Band ist der Therapie des Privatlebens gewidmet", schrieb der Dichter im Vorwort. "Er richtet sich, zumeist in homöopathischer Dosierung, gegen die kleinen und großen Schwierigkeiten der Existenz und dient der `Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens´."
"Kästner war ein Grund, warum ich mein Bücherschiff Literarische Apotheke nannte", sagte Perdu. "Ich wollte Gefühle behandeln, die nicht als Leiden anerkannt sind und nie von Ärzten diagnostiziert werden. All diese kleinen Gefühle, Regungen, für die sich kein Therapeut interessiert, weil sie angeblich zu klein und zu unfassbar sind. Das Gefühl, wenn wieder ein Sommer zu Ende geht. Oder zu erkennen, nicht mehr ein ganzes Leben Zeit zu haben, um seinen Platz zu finden. Oder die kleine Trauer, wenn eine Freundschaft doch nicht in die Tiefe geht und man weitersuchen muss nach einem Lebensvertrauten. [...]"




Jean Perdu ist Buchhändler aus Paris. Jedoch kein Gewöhnlicher, denn er ist Buchapotheker. Er besitzt die Fähigkeit, in die Seelen der Menschen hineinzuschauen, die zu ihm kommen. Er kann ihren Schmerz erkennen, ihre Sehnsüchte, Interessen, Träume, Trauer. Seine Buchhandlung, die literarische Apotheke, hat für jeden Menschen das passende Buch. Perdu verordnet Bücher, die einem Helfen, besser mit bestimmten Geschehnissen umzugehen. Er hilft vielen, ihren Kummer durch Bücher zu verlieren. Er hilft, Trauer zu überleben, indem man sich in ein bestimmtes Buch vertieft. Jean Perdu hat Bücher gegen Liebeskummer, Ängste, Liebe, Einsamkeit... Gegen so ziemlich alles.
 „Ein Buch ist Mediziner und Medizin zugleich. Es stellt Diagnosen und ist Therapie. Die richtigen Romane mit den passenden Leiden zusammenzubringen: Das ist die Art, wie ich Bücher verkaufe
Doch in seinem Leben gibt es eine Person, der er bisher nicht hat helfen können. Sich selbst. Seit mehr als 20 Jahren leidet Jean Perdu an einem gebrochenen Herzen und kein Buch vermag ihm über diesen Schmerz hinwegzuhelfen. Damals, als er noch jung war, liebte er eine junge Frau. Zusammen verbrachten sie viel Zeit miteinander, denn sie liebte auch ihn. Doch gleichzeitig liebte sie ihren Verlobten, der auf dem Land lebte. Perdu war sich dessen bewusst, dass sie den anderen Mann heiraten würde. Trotz alldem war er so glücklich mit ihr, bis sie eines Nachts davonschlich und ihn verließ. Kurze Zeit darauf erhielt er einen Brief von ihr, den er nie öffnete. Bis heute nicht. 21 Jahre später, 21 Jahre einsamer Nächte, 21 Jahre unberührt und allein. Dieser Brief würde von nun an sein ganzes Leben verändern. Denn nun macht Jean Perdu sich auf, sie zu suchen. Aber vor allem, sich zu suchen. Erlebnisreiche Tage voller Trauer, Wut, Hass, Liebe, Freundschaft und Abenteuer stehen ihm bevor. Er beschließt, sich auf die Reise in das Herz der Provence und in das Leben zurück zu begeben. 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
"Das Lavendelzimmer" ist meiner Ansicht nach ein äußerst poetisches, ausdrucksstarkes Buch. Es ist tröstend und belebend, wenn man den Leidensweg des Jean Perdu mitverfolgen kann. Auf seinem langen Weg in die Provence begegnet er vielen Menschen, sammelt viele Erfahrungen und Eindrücke. Ich persönlich kann mich oft damit identifizieren oder dem einfach nur zustimmen. In diesem Buch werden so viele Dinge, Emotionen und Handlungen hinterfragt und auf den Punkt gebracht.
Vom Aufbau her ist das Buch sehr verständlich geschrieben. Man kann der Handlung auf Anhieb problemlos folgen. Außerdem fällt es leicht, sich in die Personen hineinzuversetzen und mitzufühlen.
Dieses Buch könnte ebenfalls in der Bücherapotheke stehen, denn es ist tröstend und hilfreich, wenn man zum Beispiel jemanden aus seinem Leben verloren hat und dies stets präsent ist. Dieses Buch hilft dabei, sich seinen Ängsten zu stellen, mutig zu sein, etwas Neues zu wagen, aus seinem Trott herauszutreten und sich selbst zu lieben.
Ich kann dieses Buch guten Gewissens als Seelentröster und als Medizin für das Herz bezeichnen und es wärmstens empfehlen!

Donnerstag, 6. Oktober 2016

"Der Garten über dem Meer" von Jane Corry

Ihr Vater zuckte zusammen, als hätte etwas Scharfes seinen Körper durchborht. "Sie hat Gott sei Dank überlebt." Dann stöhnte er und schlug die Hände vors Gesicht. "Aber dein Bruder ist zu den Engeln gegangen." "Aber ich habe keinen Bruder, Papa!", rief sie und näherte sich ihm mit ausgestreckten Händen. Was? Ihr Vater wich zurück, als wollte er nichts mit ihr zu tun haben. "Du hattest einen, Mary Rose, aber durch den Sturz..." Seine Stimme klang mit einem Mal, als würde in seiner Kehle ein Bissen feststecken. "Der Sturz hat deinen Bruder das Leben gekostet." Er schüttelte den Kopf und wich sogar einen weiteren Schritt vor ihr zurück. "Deiner Mama geht es nicht gut." Mary Rose brauste sofort auf. "Sie ist nicht meine Mama!"


Alles beginnt in Devon, 1866. Die Mutter der kleinen Mary Rose stirbt während der Geburt ihres zweiten Kindes, welches ebenfalls nicht dem Tod entgehen kann. Auf ihrem Sterbebett vermacht die Mutter ihrer einzigen Tochter einen Ring. Dieser muss stets in der Familie bleiben und darf nur vom selben Blut getragen werden, ansonsten überkommt die Familie ein schrecklicher Fluch. Lange nach dem Tod ihrer Mutter bemüht sich Mary Rose, ihren Vater so gut es geht zu beschäftigen, ihn abzulenken und mit ihm viel Zeit zu verbringen. Doch eines Tages ändert sich alles. Mary Rose erhält eine Gouvernante, eine bildschöne, junge Französin. Bald ist die Dame so sehr in die Familie mit integriert, dass der Hausherr sie zu seiner Frau nimmt. Mary Rose versucht dies mit Fassung zu tragen, denn zu Beginn ist die neue Stiefmutter angenehm und liebevoll. Doch von Zeit zu Zeit verändert sich das Verhältnis und die klischeehafte, böse Stiefmutter tritt zum Vorschein. Das Leben der jungen Mary Rose geht von nun an nur noch abwärts.
Jahrhunderte später zieht Laura Marchmont mit ihrem frischen Ehemann in ein Häuschen, dessen Garten direkt über der Steilküste liegt. Zunächst erscheint alles wundervoll, bis die Exfrau und die Töchter ihres Mannes ihr das Leben schwer machen. Als Lauras Großmutter eines Tages stirbt und ihr eine Stickerei hinterlässt, schleicht sich bei ihr langsam das Gefühl ein, dass etwas nicht stimmt. Als würde ein Schatten der Vergangenheit über ihr liegen, ein Fluch. Bis auf die Hochzeit scheint in ihrem Leben alles schief zu gehen. Doch als Laura die Stickerei in den Händen hält, beginnt sie, in der Vergangenheit nachzuforschen und stellt dabei etwas verblüffendes heraus, was ihr eigenes Leben wiederum stark beeinflussen wird.


Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt und zu Beginn sah "1866", wollte ich es schon aus der Hand legen. Doch zum Glück habe ich es nicht getan. Diese Geschichte spielt sowohl damals als auch heute und ist absolut faszinierend. Es fällt so leicht, sich in die Protagonisten Mary Rose und Laura hineinzuversetzen, mit ihnen zu leiden und zu bangen. Faszinierend ist auch, wie die Autorin die beiden Lebensgeschichten der Frauen miteinander verknüpft hat.
Das Buch spiegelt den damaligen Lebensstil wieder, als noch die Leute noch dafür gehängt wurden, wenn sie auch nur einen Apfel stahlen. Die Geschichte ist von vorne bis hinten emotional, spannend, aufregend, man entwickelt einen Hass auf die Stiefmutter und leidet mit.
Interessant und spannend geschrieben. Von Anfang bis Ende. Das Lesen fällt trotz den Zeitsprüngen nie schwer, da sie deutlich getrennt und gekennzeichnet sind. Man ist von vorne herein gefesselt und fragt sich ständig, wie das Geschehen von damals Auswirkungen auf das Heute haben wird.

Ein absolut gut geschriebener Roman, den ich allen nur wärmstens empfehlen kann!

Montag, 3. Oktober 2016

"Ich und die Menschen" von Matt Haig

"Genau wie die Religion war die Geschichte der Menschen voll von deprimierenden Phänomenen wie Kolonisation, Krankheit, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Snobismus, Umweltzerstörung, Sklaverei, Totalitarismus, Militärdiktaturen, Erfindungen, die die Menschen anschließend nicht mehr in den Griff bekamen (die Atombombe, das Internet, das Semikolon), der Unterdrückung kluger Menschen, der Vergötterung idiotischer Menschen, Langeweile, Verzweiflung, periodischen Zusammenbrüchen und Katastrophen in der psychischen Landschaft. Und zu alldem gab es immer grauenhaftes Essen.
Dann entdeckte ich ein Buch mit dem Titel "Große amerikanische Dichter". "Ich glaube, ein Grashalm ist nicht weniger als das Tagewerk der Sterne", hatte ein Mensch namens Walt Whitman geschrieben. Es war zwar nur eine Feststellung des Offenkundigen, aber sie hatte eine gewisse Schönheit."



In einer regnerischen Nacht wird der geniale Mathematiker und Professor Andrew Martin nackt auf dem Uni Gelände in Cambridge aufgegriffen. Doch er ist nicht mehr der, der er einmal wahr. Im Grunde ist er nicht einmal mehr Andrew Martin. Ein Wesen eines anderen Planeten, dass eine enorme Intelligenz besitzt, hat seinen Körper und seinen Platz auf der Erde eingenommen, um eine wichtige Information zu zerstören. Doch bevor sich das Wesen, der neue "Andrew Martin", seiner Mission widmen kann, muss er sich zunächst in das Leben der Menschen einfinden und ihr Verhalten erlernen. Er muss sich ihre Sprache aneignen, ihre Sitten (das Tragen von Kleidern), ihren Umgang miteinander. Andrew ist vom Menschenleben jedoch alles andere als begeistert. Inmitten von Egoismus, Gier, Ehrgeiz und Gewalttätigkeit muss er bestehen und vorankommen. All dies existiert in seiner Heimat nicht. Doch nach genauerem Studieren der Spezies beschleicht ihn der Gedanke: kann eine Lebensform, welche Erdnussbutter und Weißwein erfunden hat, wirklich von Grund auf bösartig sein? Und wie kommt es, dass er plötzlich so etwas wie Gefühle empfindet, Liebe, Nervosität oder Angst? Er darf nicht menschlich werden, er muss seinen Auftrag so schnell es geht ausführen und alle töten, die von dieser Information wussten. Denn die Menschheit wäre dafür niemals bereit und würde sich dadurch nur selbst in eine Apokalypse stürzen. Eine schwierige Aufgabe und ein noch schwierigeres Leben unter den Menschen steht ihm bevor. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Ein Roman, wie man ihn noch nie gelesen hat. Die Geschichte wird stets aus der Ich-Perspektive erzählt und wirkt äußerst sachlich. Vorallem, wenn es um die Beschreibung der Menschen geht. Dieses Buch enthält so viel Wahrheit, Emotionen und Spannung, dass man es einfach lesen muss. An so vielen Stellen kann man dem Wesen, "Andrew Martin" nur zustimmen. Mit seinen Vorurteilen, dass Menschen nichts anderes sind als gierig, bösartig, egoistisch, falsch, gewalttätig usw., trifft er es doch in vielen Fällen sehr genau. Jedoch entdeckt er von Tag zu Tag immer mehr die Kehrseite der Menschheit. Die gute Seite, die hier und da noch zu entdecken ist. Liebe, Fürsorge, Toleranz, Unterstützung, Erdnussbutter. "Ich und die Menschen" beinhaltet viele spannende Höhepunkte und ist niemals langweilig. Stellenweise kann man sogar lachen. Darüber, wie er sich als unwissender Verhält (und nackt durch die Straßen geht weil ihm Kleidung unbekannt ist) oder auch darüber, wie Menschen gestrickt sind. Dieses Buch durchleuchtet die Menschheit und bringt alles einfach genau auf den Punkt. Sogar ein kleines bisschen Liebe kommt darin vor, doch es wird nie kitschig oder rutscht in den Mittelpunkt. Ein absolut wunderbares Buch über das Mensch sein und Mensch werden voller Humor, Dramatik, Spannung und stets unvorhersehbar. Absolut zu empfehlen!

Donnerstag, 29. September 2016

"Eva und die Apfelfrauen" von Tania Krätschmar


Fünf Freundinnen im Alter von 40 und aufwärts, die in Berlin wohnen, kommen eines Abends darauf, dass sie nicht allein alt werden wollen. Aber Männer haben in ihrem Leben gerade keinen Platz. Aus Spaß und Prosecco entsteht also die Idee, eine Frauen-WG zu gründen, um nicht allein sein zu müssen. Die Freundinnen sind sofort begeistert und setzen mehrere Anzeigen auf. "Hausbesitzer mit Herz und ohne Erbe gesucht! Wir sind: fünf Freundinnen im allerbesten Alter. Wir suchen: ein großes Haus in Berlin, in dem wir gemeinsam älter werden können. Wir haben: viel Enthusiasmus, wenig Geld. Schön wären: Garten, nette Nachbarn."
Das Glück scheint ihnen ungläubiger Weise hold zu sein. Die Damen erben tatsächlich ein Haus mit Garten. Allerdings hat das Ganze mehrere Haken. Das Haus steht nicht in Berlin, sondern in der Mark Brandenburg. Und zusätzlich beinhaltet das Erbe eine rießeige Apfelbaumwiese, um die sich die Freundinnen kümmern sollen. Das Testament der Dame, die ihnen dieses Grundstück vermachte, besagte, dass die fünf Freundinnen mindestens bis zur Apfelernte in diesem Haus leben müssen, um es rechtmäßig zu besitzen. Ansonsten verfällt das Erbe und das Grundstück wird von einem Notar verkauft. Die Freundinnen nehme diese Herausforderung an und denken sich, dass dies eine gute Möglichkeit ist, ihre WG-Idee zu testen. So ziehen die fünf Stadtfrauen kurzerhand aufs Land. Doch hier läuft alles viel komplizierter ab, als gedacht.
Zusammen erleben die Freundinnen also einen Sommer voller Landlust und Landfrust.



Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich begonnen hatte zu lesen, befürchtete ich, dass es eine langweilige Geschichte werden würde, in der fünf ältere Frauen sich ein Leben auf dem Land ermöglichen. Ich dachte an Frauen, die zunächst Probleme hatten, ihre Kühe zu melken, die mit Mäusen nicht klarkommen, die mit der Ernte überfordert wären und am Ende doch die besten Landfrauen wurden und glücklich auf ihrer Veranda sitzen. Aber das Buch entpuppte sich als sehr amüsant. Den fünf Frauen passierten viele Peinlichkeiten, sie mussten sich mit alltäglichen Dingen herumschlagen und sich an das Leben auf dem Land gewöhnen. Ich möchte nicht zu viele Details verraten, deshalb sage ich nur: das Buch erstaunte mich auf angenehme Weise. Ich habe oft geschmunzelt über die Dinge, die die fünf Frauen zustande brachten. Auch fand ich, dass die Geschichte nicht berechenbar war. Ich konnte nicht voraussehen, wie es ausgehen würde oder welche Handlungen als nächstes kamen. Außerdem hat das Buch in mir ein Verlangen nach Äpfeln geweckt, weshalb ich auch kurzerhand einen Apfelkuchen gebacken habe.
"Eva und die Apfelfrauen" ist einfach geschrieben, lebhaft, verständnisvoll und wird nicht langweilig.

"Die Liste der vergessenen Wünsche" von Robin Gold

"Einfach so war einer seiner bevorzugten Gründe, etwas für sie zu tun. Sebastian brauchte keinen besonderen Feiertag, keinen speziellen Anlass für eine nette Geste oder um zu zeigen, wie sehr sie ihm am Herzen lag. Jeder Tag mit ihm war etwas Besonderes, um nicht zu sagen eine Wundertüte, und Clara war weit davon entfernt, das für selbstverständlich zu nehmen. Von wegen Einladung zum Essen am Samstagabend - er überraschte Clara lieber, indem er sie an irgendeinem x-beliebigen Dienstagabend romantisch ausführte. Er brauchte keinen Valentinstag als Anlass für ein Kärtchen mit einer innigen Liebesbotschaft und auch keinen Muttertag, um sie mit einem prächtigen Blumenstrauß zu erfreuen - ungeachtet der Tatsache, dass sie noch gar nicht Mutter war [...] Seine erstaunliche aufmerksame Art war bloß einer der vielen Gründe, warum sich Clara vor mehr als zehn Jahren Hals über Kopf in diesen Mann verliebt hatte."



Clara ist überglücklich mit ihrem Verlobten Sebastian. Die Hochzeit steht schon kurz bevor, als Clara gesagt bekommt, dass Sebastian bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie zieht sich zurück und lässt niemanden mehr an sich ran. Clara geht nicht mehr zur Arbeit, verstößt ihre Freunde und Familie. Nach Monaten besucht sie schließlich doch trotz aller Schmerzen und Qualen ihre Mutter und ihren Bruder. Dort angekommen, wartet in ihrem alten Kinderzimmer ein Paket auf sie. Als Clara es öffnet, findet sie ihre alte Zeitkapsel vor, die sie mit 10 Jahren in der Schule gefüllt hatte. In der Zeitkapsel liegt eine Liste mit Dingen, die sie tun wollte bevor sie 35 wird. Mit dieser Liste sieht Clara eine kleine Chance, wieder zurück ins Leben zu finden und sie beginnt damit, die Punkte abzuarbeiten. 


Meine Meinung zu dem Buch:

Das Buch hat einen hohen Unterhaltungsfaktor und lässt den Leser leicht in die Hauptrolle reinschlüpfen. Ich habe an einigen Stellen weinen müssen, weil ich Claras Schmerz mitfühlen konnte, so gut wurde es geschrieben. Leider hat das Buch ein paar Schwachstellen. Es war so vieles vorauszusehen und das Ende wird dem Leser nach etwas mehr als der Hälfte schon bewusst. Trotzdem liest man es weiter, weil die Handlungen, wie das Ende zustande kommt, interessant gemacht wird.Man mag auch zunächst denken, es ist wohl nicht gerade spannend, wenn sich das Buch nur um die Liste dreht. Hier hat Robin Gold es jedoch wiederum gut geschrieben. Auf welche Art Clara all diese Punkte abarbeitet, gemischt mit ihren Emotionen und Erinnerungen. Hier und da sind ein paar Stellen eingebaut, die anscheinend für etwas Witz in dem Buch sorgen sollen. Mich haben diese Stellen ehrlichgesagt eher gestört. Im Großen und Ganzen finde ich das Buch jedoch gut gelungen und ich werde es sicher einmal wieder lesen. Also trotz der Kritikpunkte kann ich es nur empfehlen.

"Wild Cards - Das Spiel der Spiele" von George R. R. Martin


Wild Cards - Joker, Asse oder Tote. Ein Virus.
Alles beginnt damit, dass sich auf der Erde ein Virus ausbreitet, der Virus der Wild Cards. 90% der Befallenen sterben, 9% werden zu Jokern oder auch Mutanten und 1% hat richtig Glück. Dieser eine Prozent besteht aus den Assen. Die Asse erhalten magische Kräfte und Fähigkeiten und sind damit die Superhelden der Geschichte. Die Joker jedoch markiert oft eine körperliche, äußere Entstellung. Flügel auf dem Rücken, Federn als Haare, ein Körper aus Stahl, Tiermerkmale usw. So erkennt man die Joker. Die Menschheit gewöhnt sich an diese "Kreaturen" unter ihnen. Bald entsteht die Idee, mit den Wild Cards eine Fernsehshow zu produzieren, "America's next Superhero!". Die Kandidaten, Joker und Asse, treten in dieser Show gegeneinander an. Es werden Mannschaften gebildet, die in verschiedenen Disziplinen zeigen müssen, wie gut sie sind und inwiefern ihre Mutation dafür geeignet ist. Ein junger Blogger, John, berichtet stets im Internet vond er Show, welche Kräfte die anderen besitzen und was um ihn herum geschieht. Rivalitäten entstehen, Liebe, Affären, Intrigen. John, der sich "Mr. Hive" nennt, besitzt die Fähigkeit, sich in einen Wespenschwarm zu verwandeln. Bald merkt er, dass an der ganzen Sache etwas faul ist. Denn während sie sich in Amerika vor den Kameras die Blöße geben müssen, passieren in Afrika grausame Dinge, von denen sämtliche Joker und Asse betroffen sind. Schon bald besteht die Welt der Show-Teilnehmer nicht mehr allein aus der Show, denn sie werden andersweit benötigt und müssen in den Krieg ziehen. Doch die Frage ist, sind sie dazu bereit? Sind sie dazu in der Lage? Manche mehr, manche weniger. Eine blutige, lang anhaltende Schlacht steht ihnen bevor.




Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zu lesen begann, assoziierte ich es zunächst mit der Show "Big Brother". Es hatte starke Ähnlichkeit damit. Viele Leute mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten zusammengepfercht in einem Haus. Man konnte sich natürlich schon denken, das das Drama, Zickereien und sonstiges beinhalten würde. Wenig später schwenkte mein Gedanke zu "X-Men". Die Mutationen, die Namen die sie sich geben, lassen einen sehr stark daran denken. Doch es ist wesentlich mehr. Es war von Anfang an spannend mitzuverfolgen, welche Fähigkeiten jeder einzelne hatte, was sie beisteuern konnten, wie sie stets an ihre Grenzen kamen und ihre Fähigkeiten erweitert haben. Die Charaktere waren immer gut beschrieben und man konnte sie sich alle bildlich vorstellen. Die eine schüchtern, die andere eingebildet, der eine ein Großkotz, der andere ein Mann Gottes. Das Buch ist eine gute Mischung aus Fantasy und Science Fiction. In dem Buch werden stets die menschlichen Seiten der Personen beschrieben und die unmenschlichen Bedingungen der Show. Es war nie verwirrend, immer klar und nachvollziehbar, auch wenn in den Kapiteln oft von Charakter zu Charakter geschwenkt wurde. So konnte man einen noch viel besseren Einblick in das Ganze bekommen, was meiner Meinung nach auch besser erzählt wurde als wenn es allein aus der Erzählerperspektive aussenstehend und allgemein berichtet worden wäre. So konnte man genau mitverfolgen, wem es wie erging, wer welche Gedanken, Wünsche und Ängste hatte. Was mir auch auffiel, war, dass das Buch einen kritischen und zynischen Blick auf "Helden" geworfen hat. Was ist eigentlich ein Held? Was macht einen Helden aus? Genügt es, wenn man die Kraft besitzt, alles um sich herum zu zerstören? Oder steckt da wesentlich mehr dahinter? Auf diese Fragen steuert die Geschichte in der Mitte des Buches zu, als die Handlungen nicht mehr allein in Amerika sondern auch in Afrika lagen. Ich könnte hier noch so viel erzählen, würden dann aber spoilern und das möchte ich nicht. Ich möchte euch lediglich empfehlen, das Buch unbedingt einmal zu lesen, da es faszinierend und spannend ist. Von Anfang an. Es wurde wirklich nie langweilig!