Montag, 10. Oktober 2016

"Das Lavendelzimmer" von Nina George

[...] "Kennen Sie diesen Deutschen, Erich Kästner?" Perdu nickte. Kästner hatte 1936, kurz bevor Europa in schwarzbrauner Düsternis versank, eine Lyrische Hausapotheke aus dem poetischen Arzneischrank seiner Werke herausgegeben. "Der vorliegende Band ist der Therapie des Privatlebens gewidmet", schrieb der Dichter im Vorwort. "Er richtet sich, zumeist in homöopathischer Dosierung, gegen die kleinen und großen Schwierigkeiten der Existenz und dient der `Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens´."
"Kästner war ein Grund, warum ich mein Bücherschiff Literarische Apotheke nannte", sagte Perdu. "Ich wollte Gefühle behandeln, die nicht als Leiden anerkannt sind und nie von Ärzten diagnostiziert werden. All diese kleinen Gefühle, Regungen, für die sich kein Therapeut interessiert, weil sie angeblich zu klein und zu unfassbar sind. Das Gefühl, wenn wieder ein Sommer zu Ende geht. Oder zu erkennen, nicht mehr ein ganzes Leben Zeit zu haben, um seinen Platz zu finden. Oder die kleine Trauer, wenn eine Freundschaft doch nicht in die Tiefe geht und man weitersuchen muss nach einem Lebensvertrauten. [...]"




Jean Perdu ist Buchhändler aus Paris. Jedoch kein Gewöhnlicher, denn er ist Buchapotheker. Er besitzt die Fähigkeit, in die Seelen der Menschen hineinzuschauen, die zu ihm kommen. Er kann ihren Schmerz erkennen, ihre Sehnsüchte, Interessen, Träume, Trauer. Seine Buchhandlung, die literarische Apotheke, hat für jeden Menschen das passende Buch. Perdu verordnet Bücher, die einem Helfen, besser mit bestimmten Geschehnissen umzugehen. Er hilft vielen, ihren Kummer durch Bücher zu verlieren. Er hilft, Trauer zu überleben, indem man sich in ein bestimmtes Buch vertieft. Jean Perdu hat Bücher gegen Liebeskummer, Ängste, Liebe, Einsamkeit... Gegen so ziemlich alles.
 „Ein Buch ist Mediziner und Medizin zugleich. Es stellt Diagnosen und ist Therapie. Die richtigen Romane mit den passenden Leiden zusammenzubringen: Das ist die Art, wie ich Bücher verkaufe
Doch in seinem Leben gibt es eine Person, der er bisher nicht hat helfen können. Sich selbst. Seit mehr als 20 Jahren leidet Jean Perdu an einem gebrochenen Herzen und kein Buch vermag ihm über diesen Schmerz hinwegzuhelfen. Damals, als er noch jung war, liebte er eine junge Frau. Zusammen verbrachten sie viel Zeit miteinander, denn sie liebte auch ihn. Doch gleichzeitig liebte sie ihren Verlobten, der auf dem Land lebte. Perdu war sich dessen bewusst, dass sie den anderen Mann heiraten würde. Trotz alldem war er so glücklich mit ihr, bis sie eines Nachts davonschlich und ihn verließ. Kurze Zeit darauf erhielt er einen Brief von ihr, den er nie öffnete. Bis heute nicht. 21 Jahre später, 21 Jahre einsamer Nächte, 21 Jahre unberührt und allein. Dieser Brief würde von nun an sein ganzes Leben verändern. Denn nun macht Jean Perdu sich auf, sie zu suchen. Aber vor allem, sich zu suchen. Erlebnisreiche Tage voller Trauer, Wut, Hass, Liebe, Freundschaft und Abenteuer stehen ihm bevor. Er beschließt, sich auf die Reise in das Herz der Provence und in das Leben zurück zu begeben. 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
"Das Lavendelzimmer" ist meiner Ansicht nach ein äußerst poetisches, ausdrucksstarkes Buch. Es ist tröstend und belebend, wenn man den Leidensweg des Jean Perdu mitverfolgen kann. Auf seinem langen Weg in die Provence begegnet er vielen Menschen, sammelt viele Erfahrungen und Eindrücke. Ich persönlich kann mich oft damit identifizieren oder dem einfach nur zustimmen. In diesem Buch werden so viele Dinge, Emotionen und Handlungen hinterfragt und auf den Punkt gebracht.
Vom Aufbau her ist das Buch sehr verständlich geschrieben. Man kann der Handlung auf Anhieb problemlos folgen. Außerdem fällt es leicht, sich in die Personen hineinzuversetzen und mitzufühlen.
Dieses Buch könnte ebenfalls in der Bücherapotheke stehen, denn es ist tröstend und hilfreich, wenn man zum Beispiel jemanden aus seinem Leben verloren hat und dies stets präsent ist. Dieses Buch hilft dabei, sich seinen Ängsten zu stellen, mutig zu sein, etwas Neues zu wagen, aus seinem Trott herauszutreten und sich selbst zu lieben.
Ich kann dieses Buch guten Gewissens als Seelentröster und als Medizin für das Herz bezeichnen und es wärmstens empfehlen!

Keine Kommentare: