Montag, 3. Oktober 2016

"Ich und die Menschen" von Matt Haig

"Genau wie die Religion war die Geschichte der Menschen voll von deprimierenden Phänomenen wie Kolonisation, Krankheit, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Snobismus, Umweltzerstörung, Sklaverei, Totalitarismus, Militärdiktaturen, Erfindungen, die die Menschen anschließend nicht mehr in den Griff bekamen (die Atombombe, das Internet, das Semikolon), der Unterdrückung kluger Menschen, der Vergötterung idiotischer Menschen, Langeweile, Verzweiflung, periodischen Zusammenbrüchen und Katastrophen in der psychischen Landschaft. Und zu alldem gab es immer grauenhaftes Essen.
Dann entdeckte ich ein Buch mit dem Titel "Große amerikanische Dichter". "Ich glaube, ein Grashalm ist nicht weniger als das Tagewerk der Sterne", hatte ein Mensch namens Walt Whitman geschrieben. Es war zwar nur eine Feststellung des Offenkundigen, aber sie hatte eine gewisse Schönheit."



In einer regnerischen Nacht wird der geniale Mathematiker und Professor Andrew Martin nackt auf dem Uni Gelände in Cambridge aufgegriffen. Doch er ist nicht mehr der, der er einmal wahr. Im Grunde ist er nicht einmal mehr Andrew Martin. Ein Wesen eines anderen Planeten, dass eine enorme Intelligenz besitzt, hat seinen Körper und seinen Platz auf der Erde eingenommen, um eine wichtige Information zu zerstören. Doch bevor sich das Wesen, der neue "Andrew Martin", seiner Mission widmen kann, muss er sich zunächst in das Leben der Menschen einfinden und ihr Verhalten erlernen. Er muss sich ihre Sprache aneignen, ihre Sitten (das Tragen von Kleidern), ihren Umgang miteinander. Andrew ist vom Menschenleben jedoch alles andere als begeistert. Inmitten von Egoismus, Gier, Ehrgeiz und Gewalttätigkeit muss er bestehen und vorankommen. All dies existiert in seiner Heimat nicht. Doch nach genauerem Studieren der Spezies beschleicht ihn der Gedanke: kann eine Lebensform, welche Erdnussbutter und Weißwein erfunden hat, wirklich von Grund auf bösartig sein? Und wie kommt es, dass er plötzlich so etwas wie Gefühle empfindet, Liebe, Nervosität oder Angst? Er darf nicht menschlich werden, er muss seinen Auftrag so schnell es geht ausführen und alle töten, die von dieser Information wussten. Denn die Menschheit wäre dafür niemals bereit und würde sich dadurch nur selbst in eine Apokalypse stürzen. Eine schwierige Aufgabe und ein noch schwierigeres Leben unter den Menschen steht ihm bevor. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Ein Roman, wie man ihn noch nie gelesen hat. Die Geschichte wird stets aus der Ich-Perspektive erzählt und wirkt äußerst sachlich. Vorallem, wenn es um die Beschreibung der Menschen geht. Dieses Buch enthält so viel Wahrheit, Emotionen und Spannung, dass man es einfach lesen muss. An so vielen Stellen kann man dem Wesen, "Andrew Martin" nur zustimmen. Mit seinen Vorurteilen, dass Menschen nichts anderes sind als gierig, bösartig, egoistisch, falsch, gewalttätig usw., trifft er es doch in vielen Fällen sehr genau. Jedoch entdeckt er von Tag zu Tag immer mehr die Kehrseite der Menschheit. Die gute Seite, die hier und da noch zu entdecken ist. Liebe, Fürsorge, Toleranz, Unterstützung, Erdnussbutter. "Ich und die Menschen" beinhaltet viele spannende Höhepunkte und ist niemals langweilig. Stellenweise kann man sogar lachen. Darüber, wie er sich als unwissender Verhält (und nackt durch die Straßen geht weil ihm Kleidung unbekannt ist) oder auch darüber, wie Menschen gestrickt sind. Dieses Buch durchleuchtet die Menschheit und bringt alles einfach genau auf den Punkt. Sogar ein kleines bisschen Liebe kommt darin vor, doch es wird nie kitschig oder rutscht in den Mittelpunkt. Ein absolut wunderbares Buch über das Mensch sein und Mensch werden voller Humor, Dramatik, Spannung und stets unvorhersehbar. Absolut zu empfehlen!

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