Sonntag, 30. Oktober 2016

"Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" von Sabine Zett

Anschließend wurde ich Zeugin eines herzlichen Enkel-Oma-Gesprächs, oder sollte ich sagen, Alien-Oma-Gesprächs? Margret stürmte auf Rick zu, der entsetzt zwei Schritte zurückwich.
"Richard!"
"Oma."
"Wie geht's dir?"
"Läuft."
"Isst du genug?"
"Jap."
"Du siehst so dünn aus."
"Nö."
"Richard..."
"Rick! Wann kapierst du das, Oma?"
"Ich würde es bevorzugen, wenn du mich Großmutter nennen könntest. Oma klingt irgendwie so...alt."
"Du bist alt, Oma."
"Richard!"
"Nur Rick. Dann sage ich auch nicht mehr Oma. Deal?"
"Wie bitte?"
"Haben wir einen Deal? Eine Abmachung?"
"Eine Abmachung? Also gut... Haben wir."
"Give me five!"
"Wie bitte?"
"Gibt mir fünf!"
Rick hielt seine Hand zum Abklatschen hin, und meine Schwiegermutter griff in ihre Manteltasche. Sie kramte einen Fünf-Euro-Schein daraus hervor. "Hier. Mehr gibt es auch nicht. Ich finde es ziemlich ungezogen, einfach so Geld zu fordern, aber für deine Erziehung sind deine Eltern verantwortlich, vor allem deine Mutter!" -"Margret, er wollte kein Geld von dir, sondern eure Abmachung durch Abklatschen besiegeln", erklärte ich. Rick grinste und steckte den Geldschein schnell in seine Hosentasche. "Mams hat recht, aber ich sage nicht Nein. Danke, Oma." -"Gern geschehen, Richard." So viel zum Thema Abmachung.



Elisa ist verheiratet, hat einen Sohn, der ein Pubertäts-Alien ist und eine nervtötende Schwiegermutter. Ihr Leben verläuft nicht unbedingt so, wie man es sich wünscht. Sohn Rick taucht nur zum Essen kurz auf, ihren Mann bekommt sie auf Grund seiner Arbeit immer weniger zu Gesicht, die Schwiegermutter liegt ihr ständig in den Ohren und mit ihrem Alter von "thirty something" wird Elisa mittlerweile auf den Straßen oder in Bars kaum mehr beachtet. Um endlich wieder ein wenig Schwung in ihr Leben zu bringen, will Elisa wieder an einer Grundschule unterrichten und mit ihrer besten Freundin ausgehen und zum Blickfang der Männer werden. Letzteres nur um zu sehen, ob sie es noch kann. Doch zu all dem Chaos kommt dazu, dass sich ihr Ehemann Alex in letzter Zeit immer merkwürdiger verhält. Heimliche Telefonate, er verschwindet immer wieder und immer länger im Büro... Elisa muss dem ganzen nachgehen und besucht ihn dort kurzerhand. Doch sie findet ihn lediglich vor, wie er arbeitet. Außer ihm ist nur eine äußerst attracktive, junge Mitarbeiterin im Büro. Anscheinend arbeiten die beiden an einem Projekt, wofür sie plötzlich eine "Dienstreise" nach Paris antreten müssen. Hat Alex etwa tatsächlich eine Affäre? Denn egal, was Elisa versucht, sie scheitert. Es scheint sogar, dass ihr Mann mit aller Kraft versucht zu verhindern, dass sie sein Handy in die Finger bekommt oder mit nach Paris reist. Das kann Elisa nicht auf sich sitzen lassen und sie beschließt, dagegen radikal vorzugehen. 


Meine Meinung zu dem Buch:
 "Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" ist auf schlichte Weise witzig, ergreifend und aufregend.  Man kann sich immer gut in Elisa hineinfühlen, vor allem wenn es darum geht, die nervige Familie ihres Ehemannes ertragen zu müssen. Ich fand es außerdem interessant, mal die andere Perspektive bezüglich der Pubertät betrachten zu können. Wie ist das für die Mutter, wenn der pubertäre Teenager kaum einen Satz über die Lippen bringt, ständig vor dem Pc sitzt und sich nur zum Essen blicken lässt. Zusätzlich ermöglicht der Roman den Einblick in das Leben einer "thirty something"- Jährigen, was für mich auch ziemlich interessant war. Wie ist das, wenn neben einem 20-jährige, schlanke, aufgestylte junge Frauen stehen, denen plötzlich alle hinterhersehen statt einem selber, so wie es früher noch war? Wie ist es mit einer nervigen Schwiegermutter? Wobei ich hier etwas einwenden muss. Als ich den Titel des Buches gelesen habe, dachte ich, die Geschichte basiert hauptsächlich auf dem Leben einer Frau mit einer nervigen Schwiegermutter. Aber irgendwie ist in diesem Roman dann die vermutliche Affäre von Ehemann Alex in den Mittelpunkt gerückt, was mich irritiert hat. Das Buch ist wirklich gut geschrieben, nur meiner Meinung nach nicht mit dem Titel stimmig. Insgesamt ist es ein Buch, bei dem man sich mit der Protagonistin aufregen kann, über ihre peinlichen Handlungen lachen oder den Kopf schütteln kann und das man sehr gut lesen kann.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

"Die Achse meiner Welt" von Dani Atkins

Das Erste, was ich spürte, war mein schmerzender Kopf, der sich geschwollen und wund anfühlte. Als ich ihn ein winziges Stück bewegte, hörte ich ein leises Geräusch, das klang, als würde elastischer Verband über Baumwolle reiben. Ich versuchte, einen Arm zu heben, um der Sache auf den Grund zu gehen, ließ es aber gleich wieder bleiben, weil mich irgendetwas, das in meinem Unterarm steckte, schmerzhaft zurückhielt. Offenbar hing ich an einem Tropf. Ein beharrlicher Piepton, der aus einem Apparat hinter mir drang, verriet mir, dass ich außerdem wohl mit einem Monitor verbunden war. Ich befand mich eindeutig im Krankenhaus, aber warum konnte ich nichts sehen? Ich blinzelte mehrmals. Meine Augenlieder fühlten sich seltsam schwer an, und es blieb weiterhin alles dunkel. Wieso sah ich nichts? Was war geschehen? Eine mächtige Welle der Panik erfasste mich. Warum konnte ich mich nicht erinnern? Was war mit meinem Kopf - mit meinen Augen? Krampfhaft zermarterte ich mir das Gehirn. Bruchstückhaft zogen Einzelheiten vom Vortag an mir vorüber.


Rachel ist jung, hat viele Freunde und steht kurz vor ihrem Traumstudium. Doch an einem Abend, als sie sich noch einmal mit all ihren Freunden trifft, bevor diese in alle Himmelsrichtungen verschwinden, passiert etwas schreckliches. Rachels bester Freund Jimmy stirbt bei dem Versuch, ihr das Leben zu retten. Für Rachel bedeutet das das Ende der Welt. Sie zieht sich von allen zurück, verlässt ihren Freund Matt und lebt fünf Jahre in Trauer. Doch nach diesen fünf Jahren wird ihre Welt ein zweites Mal komplett auf den Kopf gestellt. Eigentlich wollte Rachel lediglich zur Hochzeit ihrer besten Freundin zurückkehren in das Dorf ihrer Kindheit. Dorthin, wo Jimmy starb und begraben liegt. Leider begegnet sie auch Matt, der mittlerweile mit Cathy zusammen ist. Völlig überfordert geht sie an Jimmys Grab und bricht dort schließlich zusammen.
Als Rachel im Krankenhaus wieder erwacht, scheint es, als wäre sie in eine Parallelwelt gesprungen. Denn plötzlich steht Jimmy vor ihr, Matt ist mit ihr verlobt und Rachels Vater hat keinen Krebs. Niemand weiß etwas von dem Unfall, bei dem Jimmy vor fünf Jahren angeblich gestorben sein soll. Rachel weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Amnesie, sagen die Ärzte. Doch sie bleibt dabei, dass ihre Geschichte die Wahre ist. Gemeinsam mit Jimmy versucht sie, dem Ganzen auf den Grund zu gehen und allen zu beweisen, dass sie nicht verrückt ist. Eigentlich sollte Rachel glücklich sein. Sie hat ihren Traumjob, einen reichen Verlobten, ihr bester Freund lebt und ihr Vater ist kerngesund. Doch sie weiß, dass das nicht stimmen kann.



Meine Meinung zu dem Buch:
 "Die Achse meiner Welt" ist ein ungewöhnlicher Roman. Zunächst war ich sehr verwirrt von diesem plötzlichen Lebenswechsel. Ich schätze, ich war nicht weniger irritiert als Rachel selbst. Dieser Roman vermittelt sämtliche Emotionen so gut, als wäre man selbst Teil der Geschichte. Es fällt so unglaublich leicht, sich in Rachel hineinzuversetzen (was natürlich auch an der Erzählung aus der Ich-Perspektive liegt). Man kann während des lesens richtig wütend oder verzweifelt werden, weil sie auf der Stelle tritt, weil alles ganz anders ist als es eigentlich sein sollte. Dieser Roman greift den Interessanten Gedanken auf, den sicher schon einige hatten: "Was würdest du tun, wenn dir das Leben eine zweite Chance geben würde?" Dieser Roman beinhaltet eine wahre Achterbahnfahrt an Gefühlen und Ereignissen. Im einem Moment denkt man noch, was will Rachel eigentlich mehr? Im anderen Moment bedauert man sie schon wieder, weil ihr selbst in ihrer anderen, perfekten Welt noch ziemlich viel Mist passiert.
Ständig erwischt man sich dabei, wie man darüber nachdenkt, welches Leben nur das Wahre ist. Wie kann das alles zustande gekommen sein? Ein Paralleluniversum? Ein Traum? Schicksal oder eine höhere Macht? Man kommt einfach nicht darauf und leidet weiterhin mit Rachel, die hier und da kurz vorm Verzweifeln und Aufgeben ist. Doch Jimmy unterstützt sie immer weiter und als Leser schöpft man selbst neuen Mut. Die Characktere sind sehr mitreißend und authentisch, vor allem eben Rachel und Jimmy. Die beiden kann man sofort ins Herz schließen. "Die Achse meiner Welt" ist verwirrend, irreführend und emotional. Aber es ist nie so, dass man es nicht weiterlesen möchte. Und das Ende... Ich werde es natürlich nicht verraten. Aber eines kann ich euch sagen. Das Ende ist so unerwartet! Ihr könnt es euch garnicht vorstellen. Um ehrlich zu sein, ich habe noch nie bei einem Buch geweint. Aber die letzen Seiten dieses Romans haben mich so sehr weinen lassen wie schon lange nicht mehr.
Atemberaubend, unvorhersehbar, irreführend, spannend, aufregend und auf unkitschige Weise voller Liebe. Dieses Buch kommt unter meine Top 5.

Sonntag, 23. Oktober 2016

"Eine wie Alaska" von John Green

"Du bist niedlich", sagte sie. Ich spürte die Intensität ihrer Augen und sah nervös weg. "Zu schade, dass ich meinen Freund liebe." Ich starrte auf die knotigen Wurzeln der Bäume am Ufer und versuchte, dabei nicht so auszusehen, als hätte sie mich gerade niedlich genannt.
Takumi konnte es anscheinend auch nicht glauben. Er trat auf mich zu, wuschelte mir durchs Haar und begann zu rappen. "Ja, Pummel, der Neue, der ist niedlich/doch Alaska denkt jeden Tag unterschiedlich/nur deshalb ist sie bei Jake so friedlich/ dernn er ist so... verdammt- verdammt. Fast hätte ich vier Reime auf niedlich gehabt. Aber mir ist nur liedlich eingefallen, und das ist nicht mal ein Wort."
Alaska lachte. "Du hast es geschafft, ich bin nicht mehr sauer. Gott, ist Rap sexy. Pummel, wusstest du überhaupt, dass du hier den fettesten MC von ganz Alabama vor dir hast?" "Äh, nein."
"Gib mir einen Beat, Colonel Catastrophe", raunte Takumi, und ich musste lachen bei der Vorstellung, dass ein so uncooler Wicht wie der Colonel einen Rapnamen hatte. [...]
Alaska rauchte ihre Zigarette fertig und warf sie in den Bach. "Wie kannst du nur so verdammt schnell rauchen?", fragte ich. Sie sah mich an und lächelte breit, so breit, dass das Grinsen auf ihrem schmalen Gesicht vielleicht dämlich ausgesehen hätte, wäre da nich das unantastbar vornehme Grün ihrer Augen. Strahlend wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum sagte sie: "Ihr raucht zum Spaß, ich rauche, um zu sterben."



Miles hatte auf seiner Schule nie Freunde und so fällt es ihm leicht, auf das Internat zu wechseln, auf das schon sein Vater ging. Hier, in Culver Creek in Alabama, ändert sich so einiges in seinem Leben. Zunächst wird er von seinen Mitschülern etwas ruppig behandelt (und zur Begrüßung eines Nachts fast im See ertränkt), doch wird schon bald von seinem Mitbewohner, dem Colonel, mit Alaska und Takumi bekannt gemacht. Alaska ist das schönste Mädchen, das Miles je gesehen hat, doch leider ist sie vergeben und sehr eigen. Nach und nach weihen seine neuen Freunde ihn in das Leben, die Regeln und Geschehnisse des Internats ein. Auch, dass es einen ständigen Kampf zwischen den Internatsschülern und den so genannten “Tagestätern”, Schülern aus der Umgebung der Schule, herrscht. Diesbezüglich planen Alaska und der Colonel stets neue Streiche, um den Tagestätern eins auszuwischen. Dabei verstoßen sie des Öfteren gegen die Regeln und riskieren einen Rausschmiss. Miles, der von allen nur noch "Pummel" genannt wird, obwohl er alles andere als pummelig ist, wird in die Streiche, die Streitereien und Regelverstöße mitreingezogen. Er ist so fasziniert von Alaska, die ein einziges großes Geheimnis ist. Mal launisch, mal liebevoll, man weiß nie, woran man gerade bei ihr ist. Miles fühlt sich wohl, hat Spaß, Freunde und lebt sein Leben. Doch plötzlich ändert sich alles und Dunkelheit füllt sein Leben.


Meine Meinung zu dem Buch:
"Eine wir Alaska" gehört zu den Büchern, die man kaum aus der Hand legen kann. Es ist immer spannend gehalten und wird nie langweilig. Die Geschichte ist insgesamt auch sehr interessant aufgebaut. Anhand der Kapitelüberschriften erkennt man, dass die Geschichte rückwärts auf einen Tag zugeht, den Tag Null. Von dort aus wird wieder vorwärts gezählt (von "Einhundertsechsunddreißig Tage vorher" bis "Einhundertsechsunddreißig Tage danach"). Dieses System kündigt einen tiefen, alles verändernden Einschnitt in das Leben von Miles und seinen Freunden an. Allein dies macht die Geschichte wesentlich interessanter. Ansonsten kann man sich leicht mit Miles identifizieren. Er leidet an alltäglichen Problemen wie das Knüpfen und Erhalten von Beziehungen, der erste Alkohol- und Zigarettenkonsum, Regelverstöße, Liebe, Angst, Probleme mit den Lehrern und Mitschülern und so weiter. John Green schafft es, in diesem Buch auf interessante Weise die Fragen aufzubringen, die sich doch viele Jugendliche stellen. Die Frage nach dem Warum, die Suche nach dem Vielleicht, die Frage nach dem Sein, Leben, Leiden, Geheimnisse... Auf poetische, verständliche und vielfältige Weise werden die Leser mit diesen Gedanken konfrontiert. "Eine wie Alaska" ist ein Buch voller Spannung, Spaß, Glücksmomenten, Angst und vielen Gefühlen.
Zurecht ausgezeichnet mit dem Michael L. Printz Award 2006. Nominiert für den Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle 2008 und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2008.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

"Muldental" von Daniela Krien

Im Auto rauchen sie und hören Musik. Mattis trommelt den Takt auf dem Armaturenbrett mit. Anne summt und sieht aus dem Fenster. Sie schwingen sich aufeinander ein. Draußen leichter Schneeregen. Mattis kurbelt das Fenster runter, schnipst die Asche hinaus und kurbelt es gleich wieder hoch. "Wusstest du, dass diese Region die kälteste in ganz Deutschland ist? Mit den wenigsten Sonnenstunden?", fragte er. "Und? Entschuldigt das irgendwas?" Mattis zögert. Er zieht übertrieben stark an seiner Zigarette und bläst den Rauch durch die Nasenlöcher wieder aus. "Nein", sagt er schließlich und biegt in die Einfahrt zum Supermarkt.



In ihrem Buch "Muldental" erzählt die Autorin 10 unterschiedliche, kurze Geschichten über das schwere Leben, die Abgründe und Schmerzen darin sowie von der Wende, (friedlicher) Revolution und Wiedervereinugungen. Daniela Krien schafft es, in diesen Geschichten unschöne Alltagsgeschehnisse mit Inhalten wie Scham, Sucht, Verzweiflung und Schuld zu vereinigen.
Zwischen den einzelnen Geschichten bestehen keine (deutlich erkennbaren) Zusammenhänge. Jeder lebt sein Leben. Nur eine Gemeinsamkeit ist deutlich zu erkennen. Die Protagonisten jeder einzelnen Geschichte sind Menschen aus der ehemaligen DDR und damit "Wendeverlierer" im wiedervereinigten Deutschland der 90er Jahre. Jeder von ihnen hat auf ihrer Suche nach Glück viel Enttäuschung und Leid erfahren.
In diesem Buch begegnet man diversen Menschen. Den beiden alleinerziehenden Müttern Betti und Maren, die irgendwie zusätzlich Geld verdienen müssen und sich darum Freier suchen. Man begegnet Otto, der Alkoholprobleme und Geldprobleme hat. Man begiebt sich mit Ludwig auf die Reise zu seiner schizophrenen Schwester, die er dank der Öffnung gegen Westen nach 28 Jahren endlich wieder sehen kann, welche er vollkommen vernachlässigt in einer bayrischen Psychiatrie wiederfindet. Wie diesen vier Personen begegnet man in diesem Buch noch vielen weiteren Leuten, die oftmals ein mehr oder weniger grausames, qualvolles Leben erlitten haben oder erleiden.



Meine Meinung zu dem Buch:
In diesem Werk werden dem Leser deutlich die unterschiedlichsten, grausamen Gefühle und Situationen aufgezeigt, die viel erleiden mussten. Positive Gefühle wie Liebe oder Freude treten hier nur als sehr kleine Nebenrolle auf. Wenn überhaupt. Die Dinge werden hier auf direktem Weg und auf markante Art zur Sprache gebracht. Dieses Buch ist etwas außergewöhnliches. Daniela Krien zeigt die unbefriedigten Wünsche, zerstörte Träume und die unterschiedlichsten Lebenskriesen auf.  Meiner Meinung nach ein Buch, dass man nicht in einem Stück lesen sollte. Aber ein wunderbares Stück Literatur. Außergewöhnlich. Daniela Krien scheint eine Meisterin der Worte zu sein. Mit nur wenigen Worten lässt sie einen in das Innere eines Menschen blicken und dessen Leid mitfühlen. Jede einzelne Geschichte ist präzise geschrieben, die Wörter scheinen wohlbedacht und bringen es stets genau auf den Punkt.

Sonntag, 16. Oktober 2016

"Weibersommer" von Heike Wanner


Die drei Cousinen Lisa-Marie, Marie-Luise und Anne-Marie können sich oft kaum ausstehen. Wenn sie sich mal treffen, kommt es oft zu Meinungsverschiedenheiten. Sie haben quasi garnichts gemeinsam. Außer dem Namen "Marie", den sie von ihrer geliebten Großmutter erhalten haben. Als unerwartet ihr Lieblingsonkel stirbt und er ihnen seinen Hof hinterlässt, müssen die drei sich zusammentun. Ab hier wird sich das Leben der drei Frauen komplett verändern. Eingeengt in einem kleinen VW Käfer machen sie sich auf den Weg. Auf dem Hof erwartet sie viel Arbeit und ungewohnte, neue Aufgaben. Stöckelschuhe müssen gegen Gummistiefel umgetauscht werden, ein aggressiver Hahn muss bewältigt und die Kuh gemolken werden. Nicht einfach für drei Frauen aus der Stadt. Zwischen Beziehungskriesen untereinander und mit den zuhause gelassenen Partner, Schwierigkeiten bei der zurückgelassenen Arbeit und generellen familiären Problemen müssen die drei Frauen nicht nur den Hof führen, sondern zusätzlich noch ein altes Familiengeheminis lüften, auf das sie zufällig gestoßen sind. Dies wird alles verändern.

Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zu lesen begann, erwartete ich eine langweilige Geschichte vom Leben auf dem Land. Doch die ständigen Zickereien und die verschiedenen Lebensstile der drei Frauen lockert die ganze Geschichte imenz auf. Jede hat ihre Macken und Probleme, die man im Alltag widerfindet. Nervige Familientreffen, Probleme mit dem Ehepartner oder den pubertierenden Söhnen, Erscheinungen der Wechseljahre... Da das Buch so Alltagsbezogen ist, ist es sehr angenehm zu lesen. Man denkt sich nicht dauernd: "Sowas gibt es doch echt nur in Büchern." Man kann sich einfach mit den Personen identifizieren, schämt sich mit ihnen, wenn etwas peinliches passiert. Es ist auch sehr interessant, wie die drei es schaffen, den Hof zu managen und nebenher ihre Probleme zuhause versuchen zu bewältigen. Ich fand das Buch auf irgendeine Art und Weise fesselnd und wollte es garnicht weglegen. Am Ende war zwar ein kleiner Teil, bei dem ich dachte "Muss das sein?". Ich hätte gern etwas anderes erwartet, aber es war nur ein winziger Teil des Buches bzw. des Endes.
Ich kann das Buch wirklich empfehlen!

Donnerstag, 13. Oktober 2016

"Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers


Der junge Schrifsteller Hildegunst von Mythenmetz erbt von seinem Dichtpaten ein makelloses Manuskript, welches sein Leben in dem Moment vollkommen verändert, in dem er es liest. Dieses Manuskript ist das bedeutungsvollste, was der junge Bücherwurm je gelesen hat. Er kann nicht weiter in der Ungewissheit leben, dass niemand weiß, wer dieses unbeschreibliche Manuskript verfasst hat. Kurz um verlässt er seine Heimat und begibt sich in die Stadt Buchhaim. Eine Stadt, von der jeder Buchliebhaber nur träumen kann. "Buchhaim verfügt über fünftausend amtlich registrierte Antiquariate und schätzungsweise tausend halblegale Bücherstuben, in denen neben Büchern alkoholische Getränke, Tabak und berauschende Kräuter und Essenzen angeboten werden, deren Genuß angeblich die Lesefreude und die Konzentration steigerten." Des Weiteren existieren in Buchhaim tausende von Druckereien, Verläge, Buchhandlungen, Optiker und Kaffehäuser, in denen abendliche Dichterlesungen stattfinden. Hildegunst von Mythenmetz stürzt sich sehnsüchtig in all die Bücher und buchvernarrten Wesen um ihn herum. Hier und da versucht er, etwas über den Verfasser des Manuskriptes zu erfahren. Doch die Leute geraten in Panik und jagen ihn fort, sobald er danach fragt. Seltsame Ereignisse geschehen und der junge Schriftsteller gerät immer tiefer und tiefer in ein verwirrendes, dunkles Geheimnis, dass die Stadt der Bücher ausmacht. Mehr als nur einmal begibt er sich in Lebensgefahr und begegnet dem Tod. Einmal in den Klauen dieser buchverrückten Stadt wird der Dichter immer tiefer hineingesogen in ihre labyrinthische Welt, in der Lesen noch eine wirkliche Gefahr ist. Dort, wo rücksichtslose Bücherjäger nach bibliophilen Schätzen gieren, Buchlinge ihren Schabernack treiben und der mysteriöse Schattenkönig herrscht.

Meine Meinung zu dem Buch:
Ich habe das Buch verschlungen! In nur 3 Tagen. Fast 500 Seiten. Ich war völlig begeistert und fasziniert. Zwar ist es zunächst schwer zu begreifen, was das eigentlich für Wesen sind, die in dem Buch auftauchen, aber durch kleine Erklärungen in Fußnoten oder Zeichnungen wird es einem schnell klar. Der Autor schrieb das Buch aus der Ich-Perspektive und ermöglicht so dem Leser, sich in die Hauptfigur, Hildegunst von Mythenmet, hineinzuversetzen und richtig in der Geschichte dabei zu sein. Das Buch beinhaltet äußerst Spannende stellen und wurde für mich keine Sekunde langweilig. Auch die Beschreibungen der verschiedenen Orte waren genial. Es war mir möglich, mir alles bis ins Detail vorzustellen. Man konnte die bedrückende Finsternis und Kälte der dicken Mauern fast fühlen, die alten Bücher riechen und sehen, wenn die Hauptfigur in ein Antiquariat ging. Auch beinhaltet das Buch hier und da kleine Späße, die aber die Geschichte nicht unterbrechen und man einfach schmunzelnd weiterlesen kann. Ich finde, es war alles sehr stimmig, gut geschrieben und Verwirrungen kamen bei mir nicht auf. Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen!

Montag, 10. Oktober 2016

"Das Lavendelzimmer" von Nina George

[...] "Kennen Sie diesen Deutschen, Erich Kästner?" Perdu nickte. Kästner hatte 1936, kurz bevor Europa in schwarzbrauner Düsternis versank, eine Lyrische Hausapotheke aus dem poetischen Arzneischrank seiner Werke herausgegeben. "Der vorliegende Band ist der Therapie des Privatlebens gewidmet", schrieb der Dichter im Vorwort. "Er richtet sich, zumeist in homöopathischer Dosierung, gegen die kleinen und großen Schwierigkeiten der Existenz und dient der `Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens´."
"Kästner war ein Grund, warum ich mein Bücherschiff Literarische Apotheke nannte", sagte Perdu. "Ich wollte Gefühle behandeln, die nicht als Leiden anerkannt sind und nie von Ärzten diagnostiziert werden. All diese kleinen Gefühle, Regungen, für die sich kein Therapeut interessiert, weil sie angeblich zu klein und zu unfassbar sind. Das Gefühl, wenn wieder ein Sommer zu Ende geht. Oder zu erkennen, nicht mehr ein ganzes Leben Zeit zu haben, um seinen Platz zu finden. Oder die kleine Trauer, wenn eine Freundschaft doch nicht in die Tiefe geht und man weitersuchen muss nach einem Lebensvertrauten. [...]"




Jean Perdu ist Buchhändler aus Paris. Jedoch kein Gewöhnlicher, denn er ist Buchapotheker. Er besitzt die Fähigkeit, in die Seelen der Menschen hineinzuschauen, die zu ihm kommen. Er kann ihren Schmerz erkennen, ihre Sehnsüchte, Interessen, Träume, Trauer. Seine Buchhandlung, die literarische Apotheke, hat für jeden Menschen das passende Buch. Perdu verordnet Bücher, die einem Helfen, besser mit bestimmten Geschehnissen umzugehen. Er hilft vielen, ihren Kummer durch Bücher zu verlieren. Er hilft, Trauer zu überleben, indem man sich in ein bestimmtes Buch vertieft. Jean Perdu hat Bücher gegen Liebeskummer, Ängste, Liebe, Einsamkeit... Gegen so ziemlich alles.
 „Ein Buch ist Mediziner und Medizin zugleich. Es stellt Diagnosen und ist Therapie. Die richtigen Romane mit den passenden Leiden zusammenzubringen: Das ist die Art, wie ich Bücher verkaufe
Doch in seinem Leben gibt es eine Person, der er bisher nicht hat helfen können. Sich selbst. Seit mehr als 20 Jahren leidet Jean Perdu an einem gebrochenen Herzen und kein Buch vermag ihm über diesen Schmerz hinwegzuhelfen. Damals, als er noch jung war, liebte er eine junge Frau. Zusammen verbrachten sie viel Zeit miteinander, denn sie liebte auch ihn. Doch gleichzeitig liebte sie ihren Verlobten, der auf dem Land lebte. Perdu war sich dessen bewusst, dass sie den anderen Mann heiraten würde. Trotz alldem war er so glücklich mit ihr, bis sie eines Nachts davonschlich und ihn verließ. Kurze Zeit darauf erhielt er einen Brief von ihr, den er nie öffnete. Bis heute nicht. 21 Jahre später, 21 Jahre einsamer Nächte, 21 Jahre unberührt und allein. Dieser Brief würde von nun an sein ganzes Leben verändern. Denn nun macht Jean Perdu sich auf, sie zu suchen. Aber vor allem, sich zu suchen. Erlebnisreiche Tage voller Trauer, Wut, Hass, Liebe, Freundschaft und Abenteuer stehen ihm bevor. Er beschließt, sich auf die Reise in das Herz der Provence und in das Leben zurück zu begeben. 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
"Das Lavendelzimmer" ist meiner Ansicht nach ein äußerst poetisches, ausdrucksstarkes Buch. Es ist tröstend und belebend, wenn man den Leidensweg des Jean Perdu mitverfolgen kann. Auf seinem langen Weg in die Provence begegnet er vielen Menschen, sammelt viele Erfahrungen und Eindrücke. Ich persönlich kann mich oft damit identifizieren oder dem einfach nur zustimmen. In diesem Buch werden so viele Dinge, Emotionen und Handlungen hinterfragt und auf den Punkt gebracht.
Vom Aufbau her ist das Buch sehr verständlich geschrieben. Man kann der Handlung auf Anhieb problemlos folgen. Außerdem fällt es leicht, sich in die Personen hineinzuversetzen und mitzufühlen.
Dieses Buch könnte ebenfalls in der Bücherapotheke stehen, denn es ist tröstend und hilfreich, wenn man zum Beispiel jemanden aus seinem Leben verloren hat und dies stets präsent ist. Dieses Buch hilft dabei, sich seinen Ängsten zu stellen, mutig zu sein, etwas Neues zu wagen, aus seinem Trott herauszutreten und sich selbst zu lieben.
Ich kann dieses Buch guten Gewissens als Seelentröster und als Medizin für das Herz bezeichnen und es wärmstens empfehlen!

Donnerstag, 6. Oktober 2016

"Der Garten über dem Meer" von Jane Corry

Ihr Vater zuckte zusammen, als hätte etwas Scharfes seinen Körper durchborht. "Sie hat Gott sei Dank überlebt." Dann stöhnte er und schlug die Hände vors Gesicht. "Aber dein Bruder ist zu den Engeln gegangen." "Aber ich habe keinen Bruder, Papa!", rief sie und näherte sich ihm mit ausgestreckten Händen. Was? Ihr Vater wich zurück, als wollte er nichts mit ihr zu tun haben. "Du hattest einen, Mary Rose, aber durch den Sturz..." Seine Stimme klang mit einem Mal, als würde in seiner Kehle ein Bissen feststecken. "Der Sturz hat deinen Bruder das Leben gekostet." Er schüttelte den Kopf und wich sogar einen weiteren Schritt vor ihr zurück. "Deiner Mama geht es nicht gut." Mary Rose brauste sofort auf. "Sie ist nicht meine Mama!"


Alles beginnt in Devon, 1866. Die Mutter der kleinen Mary Rose stirbt während der Geburt ihres zweiten Kindes, welches ebenfalls nicht dem Tod entgehen kann. Auf ihrem Sterbebett vermacht die Mutter ihrer einzigen Tochter einen Ring. Dieser muss stets in der Familie bleiben und darf nur vom selben Blut getragen werden, ansonsten überkommt die Familie ein schrecklicher Fluch. Lange nach dem Tod ihrer Mutter bemüht sich Mary Rose, ihren Vater so gut es geht zu beschäftigen, ihn abzulenken und mit ihm viel Zeit zu verbringen. Doch eines Tages ändert sich alles. Mary Rose erhält eine Gouvernante, eine bildschöne, junge Französin. Bald ist die Dame so sehr in die Familie mit integriert, dass der Hausherr sie zu seiner Frau nimmt. Mary Rose versucht dies mit Fassung zu tragen, denn zu Beginn ist die neue Stiefmutter angenehm und liebevoll. Doch von Zeit zu Zeit verändert sich das Verhältnis und die klischeehafte, böse Stiefmutter tritt zum Vorschein. Das Leben der jungen Mary Rose geht von nun an nur noch abwärts.
Jahrhunderte später zieht Laura Marchmont mit ihrem frischen Ehemann in ein Häuschen, dessen Garten direkt über der Steilküste liegt. Zunächst erscheint alles wundervoll, bis die Exfrau und die Töchter ihres Mannes ihr das Leben schwer machen. Als Lauras Großmutter eines Tages stirbt und ihr eine Stickerei hinterlässt, schleicht sich bei ihr langsam das Gefühl ein, dass etwas nicht stimmt. Als würde ein Schatten der Vergangenheit über ihr liegen, ein Fluch. Bis auf die Hochzeit scheint in ihrem Leben alles schief zu gehen. Doch als Laura die Stickerei in den Händen hält, beginnt sie, in der Vergangenheit nachzuforschen und stellt dabei etwas verblüffendes heraus, was ihr eigenes Leben wiederum stark beeinflussen wird.


Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt und zu Beginn sah "1866", wollte ich es schon aus der Hand legen. Doch zum Glück habe ich es nicht getan. Diese Geschichte spielt sowohl damals als auch heute und ist absolut faszinierend. Es fällt so leicht, sich in die Protagonisten Mary Rose und Laura hineinzuversetzen, mit ihnen zu leiden und zu bangen. Faszinierend ist auch, wie die Autorin die beiden Lebensgeschichten der Frauen miteinander verknüpft hat.
Das Buch spiegelt den damaligen Lebensstil wieder, als noch die Leute noch dafür gehängt wurden, wenn sie auch nur einen Apfel stahlen. Die Geschichte ist von vorne bis hinten emotional, spannend, aufregend, man entwickelt einen Hass auf die Stiefmutter und leidet mit.
Interessant und spannend geschrieben. Von Anfang bis Ende. Das Lesen fällt trotz den Zeitsprüngen nie schwer, da sie deutlich getrennt und gekennzeichnet sind. Man ist von vorne herein gefesselt und fragt sich ständig, wie das Geschehen von damals Auswirkungen auf das Heute haben wird.

Ein absolut gut geschriebener Roman, den ich allen nur wärmstens empfehlen kann!

Montag, 3. Oktober 2016

"Ich und die Menschen" von Matt Haig

"Genau wie die Religion war die Geschichte der Menschen voll von deprimierenden Phänomenen wie Kolonisation, Krankheit, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Snobismus, Umweltzerstörung, Sklaverei, Totalitarismus, Militärdiktaturen, Erfindungen, die die Menschen anschließend nicht mehr in den Griff bekamen (die Atombombe, das Internet, das Semikolon), der Unterdrückung kluger Menschen, der Vergötterung idiotischer Menschen, Langeweile, Verzweiflung, periodischen Zusammenbrüchen und Katastrophen in der psychischen Landschaft. Und zu alldem gab es immer grauenhaftes Essen.
Dann entdeckte ich ein Buch mit dem Titel "Große amerikanische Dichter". "Ich glaube, ein Grashalm ist nicht weniger als das Tagewerk der Sterne", hatte ein Mensch namens Walt Whitman geschrieben. Es war zwar nur eine Feststellung des Offenkundigen, aber sie hatte eine gewisse Schönheit."



In einer regnerischen Nacht wird der geniale Mathematiker und Professor Andrew Martin nackt auf dem Uni Gelände in Cambridge aufgegriffen. Doch er ist nicht mehr der, der er einmal wahr. Im Grunde ist er nicht einmal mehr Andrew Martin. Ein Wesen eines anderen Planeten, dass eine enorme Intelligenz besitzt, hat seinen Körper und seinen Platz auf der Erde eingenommen, um eine wichtige Information zu zerstören. Doch bevor sich das Wesen, der neue "Andrew Martin", seiner Mission widmen kann, muss er sich zunächst in das Leben der Menschen einfinden und ihr Verhalten erlernen. Er muss sich ihre Sprache aneignen, ihre Sitten (das Tragen von Kleidern), ihren Umgang miteinander. Andrew ist vom Menschenleben jedoch alles andere als begeistert. Inmitten von Egoismus, Gier, Ehrgeiz und Gewalttätigkeit muss er bestehen und vorankommen. All dies existiert in seiner Heimat nicht. Doch nach genauerem Studieren der Spezies beschleicht ihn der Gedanke: kann eine Lebensform, welche Erdnussbutter und Weißwein erfunden hat, wirklich von Grund auf bösartig sein? Und wie kommt es, dass er plötzlich so etwas wie Gefühle empfindet, Liebe, Nervosität oder Angst? Er darf nicht menschlich werden, er muss seinen Auftrag so schnell es geht ausführen und alle töten, die von dieser Information wussten. Denn die Menschheit wäre dafür niemals bereit und würde sich dadurch nur selbst in eine Apokalypse stürzen. Eine schwierige Aufgabe und ein noch schwierigeres Leben unter den Menschen steht ihm bevor. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Ein Roman, wie man ihn noch nie gelesen hat. Die Geschichte wird stets aus der Ich-Perspektive erzählt und wirkt äußerst sachlich. Vorallem, wenn es um die Beschreibung der Menschen geht. Dieses Buch enthält so viel Wahrheit, Emotionen und Spannung, dass man es einfach lesen muss. An so vielen Stellen kann man dem Wesen, "Andrew Martin" nur zustimmen. Mit seinen Vorurteilen, dass Menschen nichts anderes sind als gierig, bösartig, egoistisch, falsch, gewalttätig usw., trifft er es doch in vielen Fällen sehr genau. Jedoch entdeckt er von Tag zu Tag immer mehr die Kehrseite der Menschheit. Die gute Seite, die hier und da noch zu entdecken ist. Liebe, Fürsorge, Toleranz, Unterstützung, Erdnussbutter. "Ich und die Menschen" beinhaltet viele spannende Höhepunkte und ist niemals langweilig. Stellenweise kann man sogar lachen. Darüber, wie er sich als unwissender Verhält (und nackt durch die Straßen geht weil ihm Kleidung unbekannt ist) oder auch darüber, wie Menschen gestrickt sind. Dieses Buch durchleuchtet die Menschheit und bringt alles einfach genau auf den Punkt. Sogar ein kleines bisschen Liebe kommt darin vor, doch es wird nie kitschig oder rutscht in den Mittelpunkt. Ein absolut wunderbares Buch über das Mensch sein und Mensch werden voller Humor, Dramatik, Spannung und stets unvorhersehbar. Absolut zu empfehlen!