Sonntag, 30. Oktober 2016

"Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" von Sabine Zett

Anschließend wurde ich Zeugin eines herzlichen Enkel-Oma-Gesprächs, oder sollte ich sagen, Alien-Oma-Gesprächs? Margret stürmte auf Rick zu, der entsetzt zwei Schritte zurückwich.
"Richard!"
"Oma."
"Wie geht's dir?"
"Läuft."
"Isst du genug?"
"Jap."
"Du siehst so dünn aus."
"Nö."
"Richard..."
"Rick! Wann kapierst du das, Oma?"
"Ich würde es bevorzugen, wenn du mich Großmutter nennen könntest. Oma klingt irgendwie so...alt."
"Du bist alt, Oma."
"Richard!"
"Nur Rick. Dann sage ich auch nicht mehr Oma. Deal?"
"Wie bitte?"
"Haben wir einen Deal? Eine Abmachung?"
"Eine Abmachung? Also gut... Haben wir."
"Give me five!"
"Wie bitte?"
"Gibt mir fünf!"
Rick hielt seine Hand zum Abklatschen hin, und meine Schwiegermutter griff in ihre Manteltasche. Sie kramte einen Fünf-Euro-Schein daraus hervor. "Hier. Mehr gibt es auch nicht. Ich finde es ziemlich ungezogen, einfach so Geld zu fordern, aber für deine Erziehung sind deine Eltern verantwortlich, vor allem deine Mutter!" -"Margret, er wollte kein Geld von dir, sondern eure Abmachung durch Abklatschen besiegeln", erklärte ich. Rick grinste und steckte den Geldschein schnell in seine Hosentasche. "Mams hat recht, aber ich sage nicht Nein. Danke, Oma." -"Gern geschehen, Richard." So viel zum Thema Abmachung.



Elisa ist verheiratet, hat einen Sohn, der ein Pubertäts-Alien ist und eine nervtötende Schwiegermutter. Ihr Leben verläuft nicht unbedingt so, wie man es sich wünscht. Sohn Rick taucht nur zum Essen kurz auf, ihren Mann bekommt sie auf Grund seiner Arbeit immer weniger zu Gesicht, die Schwiegermutter liegt ihr ständig in den Ohren und mit ihrem Alter von "thirty something" wird Elisa mittlerweile auf den Straßen oder in Bars kaum mehr beachtet. Um endlich wieder ein wenig Schwung in ihr Leben zu bringen, will Elisa wieder an einer Grundschule unterrichten und mit ihrer besten Freundin ausgehen und zum Blickfang der Männer werden. Letzteres nur um zu sehen, ob sie es noch kann. Doch zu all dem Chaos kommt dazu, dass sich ihr Ehemann Alex in letzter Zeit immer merkwürdiger verhält. Heimliche Telefonate, er verschwindet immer wieder und immer länger im Büro... Elisa muss dem ganzen nachgehen und besucht ihn dort kurzerhand. Doch sie findet ihn lediglich vor, wie er arbeitet. Außer ihm ist nur eine äußerst attracktive, junge Mitarbeiterin im Büro. Anscheinend arbeiten die beiden an einem Projekt, wofür sie plötzlich eine "Dienstreise" nach Paris antreten müssen. Hat Alex etwa tatsächlich eine Affäre? Denn egal, was Elisa versucht, sie scheitert. Es scheint sogar, dass ihr Mann mit aller Kraft versucht zu verhindern, dass sie sein Handy in die Finger bekommt oder mit nach Paris reist. Das kann Elisa nicht auf sich sitzen lassen und sie beschließt, dagegen radikal vorzugehen. 


Meine Meinung zu dem Buch:
 "Tausche Schwiegermutter gegen Goldfisch" ist auf schlichte Weise witzig, ergreifend und aufregend.  Man kann sich immer gut in Elisa hineinfühlen, vor allem wenn es darum geht, die nervige Familie ihres Ehemannes ertragen zu müssen. Ich fand es außerdem interessant, mal die andere Perspektive bezüglich der Pubertät betrachten zu können. Wie ist das für die Mutter, wenn der pubertäre Teenager kaum einen Satz über die Lippen bringt, ständig vor dem Pc sitzt und sich nur zum Essen blicken lässt. Zusätzlich ermöglicht der Roman den Einblick in das Leben einer "thirty something"- Jährigen, was für mich auch ziemlich interessant war. Wie ist das, wenn neben einem 20-jährige, schlanke, aufgestylte junge Frauen stehen, denen plötzlich alle hinterhersehen statt einem selber, so wie es früher noch war? Wie ist es mit einer nervigen Schwiegermutter? Wobei ich hier etwas einwenden muss. Als ich den Titel des Buches gelesen habe, dachte ich, die Geschichte basiert hauptsächlich auf dem Leben einer Frau mit einer nervigen Schwiegermutter. Aber irgendwie ist in diesem Roman dann die vermutliche Affäre von Ehemann Alex in den Mittelpunkt gerückt, was mich irritiert hat. Das Buch ist wirklich gut geschrieben, nur meiner Meinung nach nicht mit dem Titel stimmig. Insgesamt ist es ein Buch, bei dem man sich mit der Protagonistin aufregen kann, über ihre peinlichen Handlungen lachen oder den Kopf schütteln kann und das man sehr gut lesen kann.

Keine Kommentare: