Donnerstag, 3. November 2016

"Happy birthday Leonard Peacock" von Matthew Quick

Mir gefällt der Gedanke, ein Gefangener zu sein, der seine dunkle, feuchte Zelle nur für fünfzehn Minuten am Tag verlassen darf und den Blick in den Himmel daher umso mehr genießt. Und das ist es auch, was ich tue, als der stellvertretende Direktor, Mr Torres, mir auf die Schulter tippt und sagt: "Ich störe Ihre beschauliche Ruhe höchst ungern, Mr Peacock, aber sollten Sie nicht eigentlich im Klassenzimmer sein?" Ich fange an zu lachen, weil sein Verhalten so überheblich ist wie eh und je. Er kann ja auch nicht ahnen, dass ich eine P38 bei mir trage, dass ich ihm durch eine winzige Bewegung meines Zeigefingers jederzeit ins Herz schießen und seinem Leben ein Ende setzen könnte und er deshalb keine Macht über mich hat. "Was ist so lustig?", fragte er. Der Gedanke an die P38 in meinem Rucksack erfüllt mich mit einem Gefühl grenzenloser Macht, also antwortete ich: "Gar nichts. Wollen Sie sich nicht setzen? Es ist so ein wundervoller Tag. Wirklich wundervoll. Sie sehen ziemlich gestresst aus. Vielleicht sollten Sie sich gemeinsam mit mir ein wenig ausruhen. Den Himmel zu betrachten ist sehr entspannend. Das habe ich gelernt, als ich mir die Nachmittagssendungen im Fernsehen angeguckt habe, die eigentlich für Frauen bestimmt sind. Plaudern wir doch ein wenig. Lassen Sie uns versuchen, einander zu verstehen. Was halten Sie davon?"


Leonard wird 18 Jahre alt. Ein besonderer Tag. Doch anders als andere wird er seinen Geburtstag nicht feiern. Er plant etwas anderes. Er möchte an diesem besonderen Tag nicht nur seinen ehemaligen besten Freund umbringen, sondern auch sich selbst. Doppel-Mord-Selbstmord. Doch bevor er diesen Mord ausführt, muss er sich noch von ein paar besonderen Menschen verabschieden. Insgeheim hofft er dabei jedoch, dass jemand, irgendjemand an seinen Geburtstag gedacht hat und ihm gratuliert. Würde dies geschehen, würde er den geplanten Mord vielleicht abbrechen. Jedoch ist Leonard fest davon überzeugt, lieber glücklich zu sterben als so unglücklich zu werden wie all die Erwachsenen. Um sich von den besonderen Menschen in seinem Leben zu verabschieden, hat er für jeden ein Geschenk bei sich. Auch eines für sich. Eine Pistole. Doch die wird er erst dann herausholen, wenn er allen ihr Geschenk überreicht hat. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Ich muss zugeben, dass mich das Buch am Anfang etwas verwirrt hat. Auf fast jeder Seite sind Fußnoten hinzugefügt, in denen Leonard etwas zu seiner Erzählung hinzufügt. Wichtige Hintergrundinformationen, seine Gedanken oder ähnliches, um allles besser zu verstehen. Jedoch habe ich mich schnell damit zurecht gefunden und fand es originell und interessant. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, was es viel einfacher macht, sich in Leonard hineinzuversetzen und ihn verstehen zu können. Er lässt den Leser an seinen teilweise sehr tiefgründigen, philosophischen und absolut interessanten Gedanken teilhaben, was einen selbst oft zum Nachdenken angeregt hat. Matthew Quick behandelt in diesem Roman das Thema Selbstmord mit einer absolut passenden Feinfühligkeit und zeigt die Probleme der Jugend auf, die oft nicht gesehen werden. Um die Handlungen und Gedanken von Leonard besser verstehen zu können, werden immer wieder Erinnerungen eingeblendet, die für den Leser sehr hilfreich sind. Nach und nach erfäht man, durch was der Junge an diesem Punkt angelangt ist und man kann es sogar ein wenig nachvollziehen. Dieses Buch ist absolut bewegend, regt zum Nachdenken an und ist sehr zu empfehlen! In meinen Augen nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene, um die Jugend vielleicht ein wenig besser verstehen zu können.

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