Montag, 7. November 2016

"Wer ICH sagt, muss auch LIEBE DICH sagen." von Anica Schriever

Okay. Ganz ruhig. Tiiiiieeef durchatmen! So schlimm ist es nicht. Wirklich nicht. Ich meine, es hätte durchaus noch peinlicher werden können. Immerhin hat es keine Flügel. O Mann, wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? Ich sehe aus wie ein rosa Sahnebonbon, das in der Sonne glitzert. Und das nicht zu knapp. Ich finde, ich habe gerade verdammte Ähnlichkeit mit Edward aus Twilight. Der hat auch so schön im Sonnenschein gefunkelt. Wenigstens sah es bei ihm genauso lächerlich aus wie bei mir. Ein kleiner Trost. Ganz stolz hatte Gunnar mir heute Morgen mein Kostüm für die Märchenstunde überreicht, das er von einer Bekannten einer Freundin, deren Mutter im Theaterfundus arbeitet, ausleihen durfte. Mir blieb bei dem Anblick dieses bonbonrosafarbenen Alptraums dagegen fast mein Toastbrot im Hals stecken. 


Mia ist fast 30, arbeitet in Berlin bei einem Käseblatt das ihrer Meinung nach kein vernünftiger Mensch lesen will, ist für die Rubrik "Herzblatt" zuständig und wartet darauf, dass ihr Freund ihr endlich einen Heiratsantrag macht. Doch das Schicksal macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Ihr Freund beendet ganz plötzlich die Beziehung und schmeißt Mia aus ihrer gemeinsamen Wohnung. Als wäre das nicht schon deprimierend genug, verliert Mia auch noch ihren Job und muss für einige Zeit auf der Couch ihrer besten Freundin schlafen. Völlig am Boden zerstört beschließt sie, die Gelegenheit zu nutzen und ihren besten Freund Gunnar zu besuchen. Zumal sie die ständigen Ratschläge und Lebensweisheiten ihrer Freundin leid ist. Bei Gunnar angekommen, findet Mia jedoch nicht die erhoffte Ruhe und Entspannung, denn Gunnar erinnert sich noch sehr gut an eine Wette, die sie zu Unizeiten unter Alkoholeinfluss aufgestellt haben. Wäre Mia bis zu ihrem 30. Geburtstag noch nicht verheiratet, dürfe Gunnar für sie einen Mann suchen. Doch der frisch Getrennten steht der Sinn so garnicht nach einem neuen Mann und so muss sie sich mit vielen Strapazen und peinlichen Situationen rumschlagen. 


Meine Meinung zu dem Buch:
Als ich das Buch das erste Mal betrachtet und mich mit dem Klappentext befasst habe, befürchtete ich eine langweilige, banale Liebesgeschichte, in der sich die beiden besten Freunde in einander verlieben. Zum Glück war das nicht der Fall.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt und das sehr umgangssprachlich. Das macht es wesentlich einfach, sich Mias Charakter vorzustellen und sich in sie hineinzuversetzen. Ich habe mich während der meisten Zeit des Lesens doch sehr oft aufgeregt, war angespannt und genervt. Genervt von den Eltern von Mia, genervt von ihren Freunden, die alle ständig meinten, sie könnten über ihren Kopf hinweg alles einfach entscheiden, selbst wenn es für Mia eine Qual wäre. Genauso sehr hat es mich jedoch jedes Mal aufgeregt, dass Mia einfach allem nachgegeben hat. Ich habe mich so oft gefragt, warum sie nicht einfach nein sagen kann, warum sie sich jetzt die Blöße gibt obwohl sie sich allem bewusst ist. Ich habe mir auch oft gedacht, dass ich an ihrer Stelle einfach meine Sachen packen und abhauen würde, wenn ich so eine Familie und solche Freunde hätte. Doch all das spricht absolut für das Buch, auch wenn es nicht so klingen mag. Das zeigt doch, wie gut die Geschichte geschrieben ist, wie sehr man sich in die Protagonistin hineinversetzen kann und wie sehr man in das Geschehen eintauchen kann. Sehr oft geschehen absolut unerwartete Dinge, was ich bei Büchern liebe. Nur eine einzige Sache ist grob voraussehbar, aber man kann sich dabei nie wirklich sicher sein. Dieser Roman ist eine gelungene Liebesgeschichte der völlig anderen Art und lesenswert!

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