Isaac, der
in einem ihrer Schattenbeete irgendwelche ekligen Krabbeltiere suchte,
richtete sich auf und zog an seiner Schlafanzughose. "Denkst du gerade
an Daddy?" "Nein." Ihr Blick folgte einer Dunstschwade, die gen Himmel
stieg. "An Enland?" "Erwischt." Verflixt, selbst einem Kind gelang es
mühelos, sie zu durchschauen. Zum Glück musste sie nie irgendwelche
Geheimnisse bewahren. "Ich habe an den wunderbaren Sommerregen dort
gedacht. Und daran, dass es dort keine Schlangen gibt." Isaac zog eine
Grimasse, als seien sie gerade in ihrem Truck bei geöffnetem Fenster an
einem toten Stinktier vorbeigefahren. "Willst du wieder zurück?" "Wie
kommst du denn auf die Idee?" Vermeide eine direkte Antwort, das ist schlau. "Weil
du denkst, dass in England alles besser ist." Isaac scharrte mit den
Füßen, und das Schuldbewusstsein schnürte ihr die Kehle zu. "Aber ich
will hier leben, in unserem Haus. Und zwar für immer."
"Die Liebe ist so unberechenbar wie ein wilder Garten"
Als Tilly auf tragische Weise ihren Mann verliert, lebt sie allein mit
ihrem 8-jährigen Sohn Isaac weiterhin in North Carolina. Tilly ist
leidenschaftliche Gärtnerin und betreibt einen Pflanzenhandel. Sie lebt
äußerst zurückgezogen, vermeidet den Kontakt zu Kunden und überlässt
dies ihrer Assistentin, die Tilly insgeheim für unfähig hält. Isaac ist
der Einzige, für den sie stark sein kann. Sie ist Supermom. Doch wenn
Tilly allein ist, bricht sie zusammen. Der Tod ihres Mannes und die
daraus entstandenen Schuldgefühle erdrücken sie immernoch.
Eines Tages taucht ein fremder Mann in ihrem Leben auf. James, der
insgeheim unter einer Zwangsstörung leidet, möchte mit Hilfe von Tilly
einen Garten anlegen und sich so seinen Ängsten stellen. Doch seine
Bitte wird abgelehnt, da Tilly nicht als Landschaftsgärtnerin tätig sein
möchte. Außerdem benötigte ihre Mutter in England Tilly Pflege, weshalb
sie schon bald in ihr geliebtes England zurückkehrt. Doch ihr Besuch in
England bringt nicht die erhoffte Flucht von allen Problemen und ein
wenig Erholung, sondern weitere Probleme. Tilly begegnet ihrer alten
Jugendliebe, ihre Mutter will das Haus ihrer Kindheit verkaufen und
dieser seltsame James taucht plötzlich im Garten ihrer Mutter auf. Die
Probleme häufen sich und es gilt nun für Tilly, damit umzugehen und
diese zu bewältigen.
Meine Meinung zu dem Buch:
Für mich war es zunächst sehr schwer, in das Buch hineinzufinden. Vom
Schreibstil her war es wirklich gut, aber Stellenweise trocken und
langweilig. Doch dann kamen wieder Momente, die wirklich bewegend waren
und man sich wunderbar in Tillys oder James' Lage hineinversetzen
konnte. Ich fand es sehr interessant, das Leben aus der Sicht eines
Mannes zu sehen, der unter Zwangsstörungen leidet. Auch aus der Sicht
von Tilly war es recht interessant zu verfolgen, wie sie das Leben mit
Kind, Arbeit und all den anderen Problemen meistert. Meiner Ansicht nach
waren die interessantesten Stellen die, in denen man mitbekam, wie es
James erging. Wie er panisch wurde, wenn er nur an Dreck an seinen
Händen dachte. Es war wirklich gut beschrieben und verständlich, wie es
ihm erging.
Leider habe ich oft gedacht, dass die Autorin unnötige
Stellen eingebaut hat, die die ganze Geschichte nur unnötig in die Länge
ziehen. Auch gab es leider ein paar Stellen, an denen ich nur dachte
"Echt jetzt?". Es kam einem sehr an den Haaren herbeigezogen vor, wie in
einer schlechten Soap. Nach dem Motto: hier muss jetzt noch irgendwas
passieren. Ja, es waren unerwartete Wendungen, was dem ganzen nochmal
einen Schub verpasst hat. Doch konnte ich mich mit diesen Ideen nicht
anfreunden. Was ich besonders schön fand, war, dass es fast nie kitschig
wurde. Liebe, ja, aber kaum Kitsch. Ich habe das Buch relativ flüssig
lesen können, war aber nicht ganz so begeistert davon. Der Schluss war
für mich außerdem vorhersehbar und unbefriedigend. Ich hätte ein wenig
mehr erwartet. Dennoch möchte ich behaupten, es ist es wert, das Buch
einmal gelesen zu haben. Immerhin hat die Autorin es geschafft, die
beiden unterschiedlichsten Menschen in eine Geschichte zu packen und
sich näher kommen zu lassen. Psychologisch gesehen ist es auch sehr
interessant, wie Tilly mit dem Tod ihres Mannes umgeht und wie James mit
seiner Zwangsstörung zu kämpfen hat und die beiden irgendwie auf den
gleichen Nenner kommen. Der Leidensweg der beiden ist verständlich,
lässt den Leser mitfühlen und dann miterleben zu können, wie sich die
beiden zusammenraufen und sich ihren Problemen stellen, ist wunderbar zu
lesen und sehr interessant.
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