Montag, 21. November 2016

"Engel in der Stadt" von Francesca Lia Block

"Dann wollte ich ins Wasser gehen. Ich wollte es so dringend, dass mein Mund brannte, als hätte ich Salz gegessen, und meine Haut prickelte und ich stand auf und lief zum Wasser hinunter. Ich wollte mich den Wellen überlassen und finden, was der Junge sah. Ich wusste, dass es besser war als ich, als mein Leben. Es war etwas Tiefes und Weites und Linderndes und Dunkles und Helles. Es war ohne Schmerz. Es war, als fiele ich in den wogenden, glänzenden Schwarm von Wellen, würde eine von ihnen, würde nichts und alles zugleich. Ich war eine Meerjungfrau. Ich hatte grünes Haar.Ich konnte tiefer tauchen und weiter.
Aber ich hatte zu viel Bier getrunken. Das Wasser war entsetzlich kalt. Und die Wellen waren stärker, als sie aussahen. Ich wusste sofort, dass es zu viel war. Ein Teil von mir reckte sich nach oben wie eine Hand und versuchte Luft zu schnappen, ein anderer Teil sank hinunter wie eine Faust, tauchte tief und tiefer hinab, wurde überspült vom Ozean, der in mich eindrang - ein Liebhaber, in meine Lunge und in mein Herz, und ich war nicht mehr die Tochter eines sterbenden Mannes und eines Engels, der ihn nicht retten konnte, sondern die Tochter des Wassers." 



Los Angeles, die Stadt der Engel. Die unscheinbare Echo steht seit ihrer Geburt im Schatten ihrer engelsgleichen Mutter. Ihr Vater betet Echos Mutter an, hat sie zu seiner Religion gemacht. Echo fühlt sich von der ganzen Welt nicht wahrgenommen. Alles dreht sich nur um ihre Mutter. Diese kann perfekt kochen, fast schon göttlich. In ihrem Garten wachsen Blumen, wie sie es nirgends tun. Echos Mutter ist die Perfektion, eine unbeschreibliche Schönheit mit scheinbar göttlichen, heilenden Kräften. Doch als Echo die Kräfte ihrer Mutter am meisten benötigt, kann diese nichts tun. Echos Vater erkrankt an Krebs und seine Tochter kann ihrer Mutter nicht die nötige Krfat geben, um ihn zu heilen. Verzweifelt stürzt sich Echo in das Glitzerleben Hollywoods. Sie trinkt zu viel, isst zu wenig, tanzt vor anderen Männern und sieht Visionen. Sie lässt sich treiben, treibt von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch. Doch mitten in alldem begegnet sie nach einem Versuch, sich ins Meer zu stürzen um eine Meerjungfrau zu werden, einem jungen Mann. Er hat sie gerettet. Sie weiß sofort, dass sie ihn liebt. Aber er spricht und berührte sie nie. Als sie herausfindet, wieso er dies nie tut,verlässt sie die Stadt und flüchtete nach New York, um dort anderen Dämonen unter den Menschen zu begegnen. Ein ständiges Gewirr von Drogen, Menschen, Liebe, Tod, Gewalt und Lust. Doch Echo weiß, dass sie niemanden jemals so lieben kann, wie ihr Vater ihre Mutter geliebt hat. Außer der schweigsame Junge am Strand.


Meine Meinung zu dem Buch:
Ich weiß nicht, ob ich das Buch hier gut darstellen konnte. Es scheint mir oft unbeschreiblich zu sein. Ich muss außerdem zugeben, dass ich das Buch ungelogen schon über 100 Mal gelesen habe. Vor ungefähr 7 Jahren habe ich es gekauft und damals noch garnicht verstanden. Aber als ich älter wurde und das Buch verstehen konnte, verschlang ich es wieder und wieder. Es ist auf so poetische Weise geschrieben. Dieses Buch ist etwas besonderes. Keine heile Welt. Keine typischen Geschichten. Es ist etwas ganz anderes, wie ich es noch nie gelesen habe. Ja, es geht teilweise um Engel. Aber nur minimal. Das Buch konzentriert sich auf Echo. Auf ihr Leben, ihre Tiefen und Probleme, auf ihre teilweise sehr faszinierenden und poetischen Gedanken. Dieses Buch ist wirklich ganz besonders! Mein absoluter Favorit!

Keine Kommentare: