Dienstag, 23. Januar 2018

"Morgen ist es Liebe" von Monika Maifeld

Alexandra betrachtete sich im Badezimmerspiegel ihres Krankenzimmers. Ihr Gesicht schimmerte inzwischen in allen Regenbogenfarben, aber der Kopfverband war entfernt und durch ein etwas kleineres Pflaster ersetzt worden. Die große kahle Stelle auf der Kopfhaut leuchtete orangefarben vom Jod, und sie versuchte, wenigstens die Flecken im Gesicht ein wenig wegzutupfen. Die blauschwarzen Hämatome allerdings wurden sie noch eine Zeitlang begleiten. Und bis die Haare wieder nachgewachsen wären... Sie zuckte die Achseln, es gab Schlimmeres. Jetzt würde sie erst einmal knapp drei Wochen daheim bei ihrer Mutter verbringen. Darauf freute sie sich. Und auf das eigene Bett. Und auf ein Zimmer, in dem man durchschlafen konnte und nicht bereits um Viertel vor sechs zum Fieber- und Blutdruckmessen geweckt wurde... Sie hatte sich heute Morgen zuerst recht fit gefühlt. Doch dann hatte sie geduscht- eine Schwester hatte ihr geholfen, den verbundenen Fuß in eine Plastiktüte einzupacken- , mit der Handdusche, damit der Kopf nicht nass wurde. Und so wunderbar das auch gewesen war, diese erste Dusche nach drei Tagen, so sehr hatte sie das Ganze auch ermüdet. Jetzt fühlte sie sich wieder matt und zerschlagen. Eigentlich hätte sie zum Duschen ihr eigenes Badezimmer vorgezogen, aber sie hatte das ganze Drumherum - Fuß einpacken, Kopf sicherheitshalber mit einer Duschhaube abdecken und so weiter - Martha nicht zumuten wollen. Und sie hatte auch Bedenken wegen ihres Kreislaufs gehabt. Lieber falle ich im Krankenhaus um als bei Mama, hatte sie gedacht.



Kurz vor Weihnachten verunglückt die junge Ärztin Alexandra mit dem Auto in den Weinbergen. Sie wäre dabei gestorben, hätte sie nicht ein fremder Mann bewusstlos aus dem Auto gezogen, bevor dieses in Flammen aufging. Doch als die Polizei und Sanitäter endlich bei Alexandra angelangt sind, ist ihr Retter spurlos verschwunden. Lediglich seinen Mantel hat er dort gelassen, mit dem er die verletzte Ärztin zugedeckt hat.
Martin Hallberg ist an eben diesem Abend in den Weinbergen, um sich das Leben zu nehmen. Diese Nacht vor Weihnachten soll die letzte seines Lebens sein. Doch alles kommt anders, als Martin geplant hatte. Als Martin Augenzeuge eines Autounfalles wird und diese zarte, verletzte junge Frau aus dem Autowrack zieht, schwört er, am Leben zu bleiben, wenn nur diese Frau weiterlebt. Noch bevor die Polizei am Unfallort ankommen kann, ist Martin jedoch verschwunden. Nur sein Mantel bleibt zurück mit einem Abschiedsbrief an Martins Familie. Da Martin nun aber am Leben bleibt, gilt es, diesen Brief zurückzubekommen, bevor ihn jemand liest. Doch wie soll er das anstellen, ohne sich erklären zu müssen? Wie bleibt er unerkannt und muss sich nicht als der Retter in den Weinbergen offenbaren? Die Zeit drängt.

Meine Meinung zum Buch:
Wen nicht gleich das Cover anspricht, der wird spätestens nach den ersten 20 Seiten total angefixt sein. Die Geschichte beginnt in zwei Erzählsträngen, die quasi parallel zueinander verlaufen. Der Abend von Alexandra auf einer Betriebsfeier und der Abend von Martin, der bereits in den Weinbergen sitzt und sein Leben nun beenden will. Gleich von Anfang an habe ich gespannt darauf gewartet, wie sich die Geschichten der beiden miteinander verknüpfen würden. Das ist der Autorin auch sehr gut gelungen. Der Roman befasst sich jedoch nicht nur mit den Leben der beiden eben genannten Personen. Auch erhält man wunderbare Einblicke in die Leben anderer relevanter Figuren, wie Alexandras Mutter, einem Journalisten, einem Polizisten und vielen mehr. Es ist jedoch nie verwirrend oder langweilig. Auch schien mir keine Person unnötig und kein Part als "Seitenfüller". Alles ergab immer einen Sinn und hat die Handlungen vorangetrieben und noch spannender gemacht. Zudem saß ich während des Lesens oft da und war sehr frustriert oder genervt (im positiven Sinne) und ärgerte mich über einzelne Personen und ihre Probleme, die man doch einfach hätte lösen können. Natürlich wäre das Buch dann wesentlich kürzer und uninteressanter geworden. Außerdem sagte das doch viel über den Charakter eines einzelnen aus, wenn er sich etwas nicht traute, etwas verschwieg, log oder andere derartige Dinge tat oder nicht tat. Generell konnte ich schnell Sympathien für einige Personen entwickeln und andere wiederum wunderbar hassen. Was mir persönlich auch gut gefallen hat war, dass es nie richtig kitschig wurde. Also für meine Verhältnisse zumindest. Ein wunderbarer, spannender und emotionaler Roman, den ich verschlungen habe und euch empfehle, ihn unbedingt mal zu lesen!


Keine Kommentare: