Samstag, 27. Januar 2018

"Pheromon - Sie riechen dich" von Rainer Wekwerth, Thariot

Ein leichter Wind kam auf und strich über ihn hinweg. In dem Luftzug schwangen die Düfte der Rosenbüsche, der Bäume und des Rasens mit, aber da war noch etwas anderes. Es war der gleiche Geruch, den auch Serena ausströmte, nur intensiver. Fremdartig. Und schwer. Wie die Blüte einer exotischen Blume und dennoch anders als alles andere. Verwirrt blickte Jake sich um. Was roch da so intensiv? Serena flüsterte melodiöse Worte in sein Ohr, die er nicht verstand. Ihm wurde schwindelig. Ihr Duft vermischte sich mit einem fremdartigen Geruch und verwirrte seine Sinne. Was passiert mit mir? In Jakes Kopf ging alles durcheinander. Seine Gedanken waren wie Farben, die sich immer neu vermischten, ohne konkret zu werden. Als er zu Serena schaute, bemerkte er, dass sie ihn anlächelte. Ihre Lippen kräuselten sich amüsiert, als sie seinen Blick bemerkte. "Was ist mit dir?", hauchte sie sanft. "Ich...ich weiß nicht", stammelte Jake. Ihm war plötzlich heiß. So heiß. "Vielleicht liegt es am Drink." Aber er wusste, dass dem nicht so war, er hatte kaum an seinem Glas genippt. Ihr Gesicht kam näher. Warmer, süßer Atem strich über ihn hinweg. Blutrote Lippen, leicht geöffnet, die weißen Zähne blitzten. Es war wie ein Sog. Er wollte sich vorbeugen, diese Lippen mit den seinen berühren, aber etwas hielt ihn zurück. Er konnte sich nicht bewegen. Seine Gedanken wurden zäh, aber Jake spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Tief in ihm drin flüsterte eine Stimme. Er verstand die Worte nicht, aber die Warnung, die darin mitschwang.

Das Jahr 2018:
Jahre lang ist Jake ein ganz normaler High School Schüler. Er hat mittelmäßige Noten, spielt Football und leidet an Heuschnupfen und sieht ohne Kontaktlinsen nichts. Doch von einem Tag auf den nächsten ändert sich plötzlich alles. Plötzlich scheint er ein Genie zu sein, löst die kniffligsten Matheaufgaben, kann sämtliche Geschichtsdaten auswendig und seine körperlichen Leiden scheinen verschwunden zu sein. Noch nie zuvor hatte er das Gefühl, so gut riechen, denken und sehen zu können. Das alles würde Jake natürlich sehr freuen, wäre da nicht dieser unheimliche goldene Schimmer in seinen Augen, der plötzlich aufgetreten ist. Ganz davon abgesehen, dass er auf einmal Emotionen riechen kann. Irgendetwas stimmt nicht. Auch sein Umfeld scheint sich plötzlich stark zu verändern. Als ihn Serena, das heißeste Mädchen der Schule, zu ihrer Party einlädt, sagt Jake natürlich zu. Doch als er an dem Abend direkt von Serena angemacht wird, spürt er auf einmal, dass etwas nicht normal ist. Sie strahlt etwas Unheimliches aus, was er nicht beschreiben kann. Eine enorme Anziehungskraft, doch etwas in Jake wehrt sich dagegen. Als Serena kurz darauf ihre eigene Party verlässt, folgt Jake ihr bis zu einem Jugendcenter. Darin geht etwas Seltsames vor sich. Jugendliche wie in Trance, auf eine gewisse Art unmenschlich vom Verhalten her. Während Jake anfängt, Nachforschungen anzustellen, trifft er auf Amy und zwei weitere mehr oder weniger Betroffene, die Serena und dem merkwürdigen Verhalten ihrer Mitmenschen auf den Grund gehen wollen. Doch da steckt viel mehr dahinter, als sie denken. Ehe es sich Jake und seine Freunde versehen, befinden sie sich mitten in einem alle entscheidenden Kampf um das Überleben der Menschheit.


Meine Meinung zu dem Buch:
Wer sich nur den Buchrücken oder den Klappentext ansieht, kann noch nicht einmal ansatzweise erahnen, was für ein gutes Buch er da in der Hand hält.
Der Beginn des Buchen enthält zunächst wesentliche Fakten, die man über den Protagonisten Jake wissen muss. Schnell kann man sich ein Bild von ihm machen und er schien mir auch gleich sympathisch zu sein. Während des Lesens erhält man einen nicht allzu umfangreichen, aber absolut ausreichenden Einblick in sein Leben. Und plötzlich, wie aus dem nichts fängt die Geschichte an, richtig interessant zu werden. Ohne irgendwelche Anzeichen oder Vorwarnungen hat Jake auf einmal diese Fähigkeiten, die doch irgendwie etwas beneidenswert sind. Wer hat sich denn nicht schon mal gewünscht, ein Wunder würde geschehen und man wäre plötzlich richtig schlau? Auf die Idee, Gefühle riechen zu können, kam ich jedoch noch nie. Automatisch kam mir die Frage auf: würde ich das gerne können? Auf jeden Fall wird es ab dem Zeitpunkt richtig interessant. Jakes Leben beginnt, eine vollkommen neue Wendung zu nehmen, was ihn auch merklich mitnimmt.
Parallel zu Jakes Leben im Jahr 2018 liest man in einem Zeitsprung von 100 Jahren, wie die Welt 2118 aussieht. Keine Sorge, die Zeitsprünge sind klar getrennt und gekennzeichnet in den Überschriften der einzelnen Kapitel. Es ist immer ein Wechsel: 2018, 2118, 2018, 2118 usw. Zum Jahr 2118: Dr. Travis Jelen ist ein älterer Mann in einer schwierigen Lebenssituation. Er hat eine schlimme Vergangenheit hinter sich und arbeitet als Arzt in einer kleinen Praxis für Obdachlose oder sehr arme Menschen mitten in New York. Doch wo Armut ist, ist das Verbrechen nicht weit und Dr. Jelen gerät gleich zu Beginn seiner Geschichte in große Schwierigkeiten. Zwischen den beiden Geschichten sind die Sprünge immer recht eindeutig und bringen einen beim Lesen nicht raus. Alles liest sich sehr flüssig. Der Spannungsbogen baut sich zur Hälfte des Buches langsam auf. Keine Sorge, bis dahin ist es zwar nicht sonderlich spannend aber sehr interessant und man stellt sich ständig die Frage, worauf das alles hinauslaufen wird. Bald stellt man fest, dass die Geschichten (natürlich) miteinander verbunden sind. Doch selbst nachdem man als Leser herausfindet, dass sowohl Jake als auch Dr. Jelen der gleichen Sache auf der Spur sind, kommen immer mehr Fragen auf, was alles noch viel spannender und aufregender macht! Ab der Hälfte des Buches wird es immer actionreicher, spannender und aufregender! Als die beiden Geschichtsstränge irgendwann sozusagen aufeinandertreffen und endlich Fakten offenbart werden, ist das ein unglaublicher Augenblick für mich gewesen. Ein enormer Aha-Moment, von da an konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Lange Rede, kurzer Sinn: ein wahnsinnig gutes Buch! Als es zu Ende war, war ich doch etwas traurig darüber.

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