Freitag, 12. Januar 2018

"Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen" von Leigh Bardugo

In jener Nacht lachte Hippolyta nicht. Sie ging auf der Terrasse auf und ab und ihre safranfarbene Seidenrobe wehte wie eine Kriegsfahne hinter ihr her. "Sie ist ein Kind, Tek. An ihr ist nichts Gefährliches."
"Sie ist eine Gefahr für unsere Art zu leben", entgegnete Tek. Sie saß in ihrem Reitzeug auf einer Bank an der langen Tafel, die Ellbogen auf dem Tisch, die Beine von sich gestreckt. "Du kennst das Gesetz. Keine Uneingeweihten von draußen."
"Sie ist keine Uneingeweihte. Sie ist ein kleines Mädchen. Sie wurde aus der Erde dieser Insel erschaffen, von meinen Händen geformt. Sie ist noch nicht einmal je draußen gewesen."
"Es gibt Regeln, Hippolyta. Wir sind unsterblich. Uns ist es nicht bestimmt, schwanger zu werden, und die Insel ist denjenigen von uns vorbehalten, die die Gefahren der Welt der Menschen kennen, die wissen, was es bedeutet, gegen die endlose Flut sterblicher Gewalt zu kämpfen, und die sich entschieden haben, sich davon abzuwenden. Du hattest kein Recht, diese Entscheidung für Diana zu treffen."
"Sie wird in einer Welt ohne Krieg aufwachsen. Sie wird sich in einem Land bewegen, auf dem nie Blut vergossen wurde."
"Wie soll sie es da zu schätzen wissen? Die Götter haben so etwas nicht vorgesehen. Sie haben ihre Gesetze nicht ohne Grund erlassen und du hast sie untergraben."


Diana, die Tochter der Amazonenkönigin, steht kurz vor einem wichtigen Wettkampf gegen ihre Amazonenschwestern. Es geht darum, sich zu beweisen, Kraft und Schnelligkeit zu demonstrieren. Doch während des Laufes entdeckt Diana am Horizont ein Schiff, das scheinbar explodiert ist. Trotz aller Gesetze und Vernunft stürzt sie sich ins Meer, schwimmt zu dieser Stelle und rettet die 17-jährige Alia. Heimlich bringt Diana Alia auf die Insel, auf der sie und die Amazonen leben. Eine Insel, auf die kein Sterblicher jemals einen Fuß setzen darf. Durch Alias Aufenthalt beginnt die Insel zu verfallen. Immer häufiger treten Erdbeben auf und die Amazonen erkranken schwer. Aus Verzweiflung sucht Diana das Orakel auf und erfährt, dass Alia in Wirklichkeit eine Kriegbringerin ist und sterben muss. Sonst stürzt sie die Welt in Chaos und Verderben, Kriege werden ausbrechen und viele sterben. Laut Orakel gibt es zwei Möglichkeiten, dieses schlimme Schicksal zu vermeiden: entweder stirbt Alia so schnell es geht oder sie muss zu einer bestimmten Quelle in Griechenland gebracht werden, um sich zu reinigen. Diana hält es für ihr Schicksal, Alias Leben zu retten und die Ära der Kriegbringerin für immer zu beenden. Entgegen aller Regeln und Gesetze verlässt die Amazonenprinzessin mit der Sterblichen die Insel und begibt sich in die Menschenwelt, in der an jeder Ecke größere Gefahren lauern, als die beiden Mädchen erahnen können.




Meine Meinung zu dem Buch:
Die Geschichte der Amazonenprinzessin Diana beginnt ziemlich abrupt und mitten in ihrem Leben. Als Leser erhält man schon auf den allerersten Seiten einen kleinen Einblick darin, wie die Amazonen leben, was ihre Traditionen sind und um wen es sich bei Diana eigentlich handelt. Gleich zu Beginn treten einige Amazonen in einem Wettkampf gegen einander an. Wie oben erwähnt, endteckt Diana dabei ein Wrack und rettet daraus ein Mädchen. Bisher ist alles schön beschrieben, man kann der Handlung gut folgen, aber mir steigt es doch zu schnell und zu "action-reich" ein. Gerne hätte ich zu Beginn erst mal etwas Seichtes gelesen über die Insel im Gesamten, über das Leben der Amazonen im Allgemeinen, über die Beziehung von Diana zu ihrer Mutter. Man wird gleich zu Beginn ins kalte Wasser geworfen. Es ist natürlich Geschmackssache und manche mögen es, gleich zu Beginn Spannung und Action zu haben. Mich hat es jedoch etwas überrumpelt. Trotz allem fiel es mir nicht schwer, mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Es wurde alles wunderbar beschrieben, so dass es mir absolut nicht schwer fiel, mir alles bildlich vorzustellen! Die einzelnen Charaktere waren auch sehr deutlich beschrieben und ich konnte schnell Sympathie oder Abneigung gegen Einzelne entwickeln. Was mir noch sehr an dem Buch gefallen hat, waren die kleinen gesellschaftskritischen Aspekte hier und da. Es wird erwähnt, wie abgestumpft die Menschen mittlerweile geworden sind, Gewalt, Technik oder wenn Diana in der Menschenwelt bemerkt, wie sehr diese doch von Männern dominiert wird und wo die Stellung der Frau häufig noch steht. Die Machtgier der Menschen, die ständigen Kriege...all dem begegnet Diana in unserer Welt. Für sie absolut unverständlich, fremd und merkwürdig. Ich finde es wunderbar, wie die Menschheit in dieser Geschichte aus quasi objektiver Perspektive belichtet wird und einem nochmal klar gemacht wird, wie wir eigentlich sind. Philosophische Fragen treten während des Lesens auch im Hinblick auf das Leben auf. Im Hinblick auf Alia steht Diana vor der großen Frage: was ist das eine Menschenleben im Vergleich zur ganzen Menschheit wert? Sind die Menschen es überhaupt wert, gerettet zu werden? Ich könnte noch weiter ausschweifen, aber möchte niemanden langweilen. Deshalb zum Schluss: es ist eine äußerst spannende, aufregende, anregende und verdammt gute Geschichte mit absolut unerwartetem Ende! Ich werde diese Geschichte auf jeden Fall eines Tages wieder lesen!

Keine Kommentare: